Samstag, 26. August 2006

Ein fast normaler Wahnsinn

Ein toller Artikel zu diesem Thema, gefunden auf www.standard.at


Ein fast normaler Wahnsinn
Fall Kampusch: Es geht darum, notfalls einen misstrauischen Blick zu viel als einen zu wenig zu machen
Die Reaktionen der vom TV befragten Vox Populi aus der ehemaligen Wohnsiedlung von Natascha K. und dem Ort ihrer Gefangenschaft reichen von „A Wahnsinn!“ bis „Wie kann des sein?“

Es kann sehr leicht sein, es kommt öfter vor als man glaubt – wenn auch nicht in dieser extremen Form – und es ist zwar eine Art von Wahnsinn, aber einer, der in seinen Vorstufen und „milderen“ Formen beinahe täglich vorkommt und manchmal, aber bei weitem nicht immer, in eine Straftat mündet.

Das ist der Grund, warum Qualitätsmedien wie der STANDARD über solche „Sensationsgeschichten“ berichten müssen. Es geht darum, ein psychopathisches Phänomen, das in der Gesellschaft in verschiedenen Formen vorkommt, in einen Bezugsrahmen zu setzen, seine Bedeutung zu analysieren und die bessere rechtzeitige Erkennung zu ermöglichen.

Der Entführer von Natascha K. hat offenbar an einer extremen Beziehungsunfähigkeit, gepaart mit einem extremen Kontrollwahn, gelitten. Es sei dahingestellt, ob es tatsächlich zu einem sexuellen Missbrauch gekommen ist – trotz des öffentlichen Herumspekulierens der jungen Polizistin, mit der die Gerettete als Erste ausführlicher gesprochen hat. Übrigens: Wer das in der Polizeihierarchie zugelassen oder vielleicht sogar aktiv gefördert hat, gehört sofort suspendiert.

Jedenfalls wurde dieses junge Mädchen jahrelanger intensivster Gewalt ausgesetzt, psychisch und physisch, letzteres zumindest durch Entführung und Einsperren in ein unterirdisches Verlies. Was daran schockiert ist die Dauer, die unmittelbare Nähe zum Alltag einer biederen Gartensiedlung in der Umgebung einer Großstadt und die Planung, die zugleich von einer ungeheuren kriminellen Energie und einer beinahe banalen Bastlermentalität zeugt.

Es liegt ein Fall von extremer Ausprägung vor, aber das Grundsätzliche könnten wir, wenn wir es nur wollten, beinahe jeden Tag bemerken: Junge Mädchen und Frauen, die unter dem Terror eines Partners, eines gegenwärtigen oder ehemaligen, oder eines dominanten Familienpatriarchen stehen; Kinder, die ähnlich unter der Gewalt eines (seltener: einer) Kontrollwahnsinnigen leiden, bis in den Tod. Alle paar Monate liest man von Kindern, die der Vater und die Mutter mit in den Tod nahm, damit sie der andere nicht bekommt; oder von jungen Menschen (meist: Frauen), denen eine archaische Familienmoral ein selbstbestimmtes Leben verbieten will, manchmal bei Todesstrafe.

Selbstverständlich besteht der Unterschied darin, dass der Entführer Nataschas - wie andere Täter - ein fremdes Kind in seine Gewalt brachte. Aber der psychopathische Wille, ein anderes Leben vollkommen zu dominieren, ist derselbe.

Ein Psychotherapeut, der für den Verein „Die Möve“ tätig ist, hat das scheinbar Offenkundige gesagt: Es ist notwendig, auch die Kinder für mögliche Gefahren zu sensibilisieren. Aber auch Zivilcourage seitens der Bevölkerung sei gefragt. Immer mehr Menschen würden heutzutage wegschauen. Bei den Nachbarn des mutmaßlichen Entführers von Natascha könnte sich jetzt ein schlechtes Gewissen einstellen, weil man seit acht Jahren nichts bemerkt haben will.

Das alles hat mit dem „Sexbestie!“-Geschrei, das jetzt anhebt, nichts zu tun. Es geht darum, für den fast normalen Wahnsinn unseres Alltags sensibler zu werden und notfalls einen misstrauischen Blick zu viel als einen zu wenig zu machen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.8.2005

Der Mann, der...

... seine Frau mit einem Hut verwechselte...


Das ist ein Titel. Der Titel eines Buches. Jenes Buches, welches ich gestern von Amazon zugesendet bekam. Die Gedankenkette, wie ich darauf kam, es mir zu bestellen, ist beitragswürdig.

Es begann am Wochenende mit einem Beitrag auf sience.orf.at. Darin werden Behandlungserfolge bei Parkinson-Patienten geschildert. Unter anderen fand ich dort einen Link auf eine Seite wo die "Europäische Schlafkrankheit" beschrieben wurde. Die Beschreibung dieser Erkrankung erinnerte mich plötzlich an einem Film, der mich mal sehr beeindruckte. Er heißt "Zeit des Erwachens". Robert de Niro spielt darin einen Patienten, der von einem Arzt (Robin Williams) mit Hilfe eines Medikamentes kurzzeitig aus seinem sonstigen Dämmerzustand herausgeholt wurde.
Dann entsann ich mich, dass ich irgendwo mal hörte oder las, dass der Film nach einer wahren Begebenheit geschrieben wurde. Mich packte das Detektiv-Fieber und begann per Google zu suchen.
Bald stieß ich auf den Namen Oliver Sacks. Dies ist jener Psychiater, welchen Robin Williams in dem Film dargestellt hat. Dieser Oliver Sacks hat im Zuge seiner Arbeit mehrere Bücher geschrieben. Das Besondere daran war, dass deren Inhalt populärwissenschaftlich ist. D.h. sie sind so geschrieben, dass auch Normalsterbliche (ohne Medizinstudium) sie verstehen..
Idh begann bei Amazon zu suchen und stieß auf das Buch "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte".
Darin beschreibt der Arzt ganz besondere Fälle aus seiner Praxis. Er schreibt von einem Menschen, der zu seinem Hut greifen wollte und statt dessen seiner Frau in das Gesicht griff. Oder von einem 60-jährigen Mann, der nach ein paar Minuten alles wieder vergaß und daher immer noch glaubt 20 Jahre alt zu sein und in den 40-er Jahren zu leben. Oder jener Fall, wo ein Mann eines Morgens aufwachte und über den Geruchsinn eines Hundes verfügte usw.usw...

Das faszinierte mich. Das Taschenbuch kostete ca. 10 Euro. Kurz überlegt, ein Klick und schon war es bestellt. In der Zwischenzeit ist es angekommen, gestern holte ich es mir von der Post ab und jetzt leiste ich mir den seltenen Luxus, ein Buch zu lesen. Lesen ist gut gesagt, ich verschlinge es geradezu.

"Faszinierend", würde Mr. Spock dazu sagen...

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