sexuelle Privatsphäre

Müssen Personen in hohen Ämtern auch in ihrem privaten Sexualleben gesellschaftlich korrekt sein?


Diese Frage stellt sich jetzt wiedermal in aller Deutlichkeit im Falle des aufgetauchten SM-Sexvideos des obersten Präsidenten des Motorsportes Max Mosley. Er hat sich ein paar Prostituierte gekauft um mit ihnen über mehrere Stunden hinweg Sado-Maso-Rollenspiele durchzuführen, teilweise in der Rolle als "Erniedrigter", teilweise als "Peiniger". Deswegen wird nun sein Rücktritt als FIA-Präsident gefordert.

Nach heutigem Wissensstand scheinen folgende Fakten gesichert zu sein:
  • Er hat keinerlei strafrechtlich relevanten Handlungen begangen und keinerlei Gesetze verletzt.
  • Er hat niemanden genötigt oder gezwungen. Die Frauen waren Prostituierte, die für ihre Tätigkeiten gut bezahlt wurden.
  • Das Video von der privaten SM-Party wurde ohne sein Wissen widerrechtlich hergestellt und veröffentlicht.
Ich denke, dass dies seine Angelegenheit ist, wie er sich in seinem stillen Kämmerchen aufgeilt. Abhängig von den jeweils persönlichen Moralvorstellungen steht es jedem Menschen natürlich frei Max Mosley wegen seiner sexuellen Vorlieben zu verurteilen und zu verachten. Aber er ist kein Priester und hat in seinem Job auch keine sonstig irgendwie geartete sexual-moralische Gesellschaftsfunktion. Sein Sexualleben hat keinen Bezug zu seiner Tätigkeit als FIA-Präsident.


Es scheint aber, dass mehr hinter dieser Sache steckt. Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, weil bei der Veröffentlichung des Videos auch sofort mit der wirksamsten Moralkeule unserer Zeit gearbeitet wurde: die SM-Spiele wurden mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht. Aber nicht etwa deswegen weil Hakenkreuze oder der Hitlergruß zu sehen gewesen wären. Nein, weil Häftlingskleidung, Uniformen sowie teilweise die deutsche Sprache verwendet wurden. Das scheint mir doch eine etwas sehr dünne Suppe zu sein.

Offensichtlich wurde ihm eine Falle gestellt um seinen Ruf in der öffentlichen Meinung zu schaden und ihn in weiterer Folge damit auch aus seinem Amt zu entfernen. Dabei wurden im Gegensatz zu seinem Verhalten sehr wohl strafrechtlich bedenkliche Methoden verwendet. Sollten die Initiatoren dieses erzwungenen Outings mit ihrer unlauteren Aktion Erfolg haben und Mosley wird dadurch zum Rücktritt gezwungen, dann würde dies bei mir ein wesentlich unguteres Gefühl auslösen als dieses Video.
Also sprach flyhigher
am Montag, 7. April 2008, 13:00 wie folgt:

Genau zu diesem Thema hatte ich am WE eine kleine "Diskussion", ich bin der Meinung, solange er niemandem Gewalt antut respektive im Einvernehmen mit den teilnehmenden Personen handelt, soll er tun dürfen, was er will.
Da stand ich aber recht alleine da mit meiner Meinung.

PeZwo - 7. Apr, 14:09

aha, eine Denk-Genossin.

Die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber sexuell alternativ-handelnden Menschen ist im Wandel begriffen. Man denke nur an den Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit, der mit seinem Bekenntnis „Ich bin schwul – und das ist auch gut so!" eine echte Gesellschaftsbarriere durchbrochen hat. Seine sexuelle Ausrichtung ist heute absolut kein Thema. Noch vor 20 Jahren wären die Argumente gegen einen geouteten schwulen Bürgermeister nicht viel anders gewesen als jetzt gegen Max Mosleys sexuelle Vorlieben.

Es scheint so als ob SM-Rollenspiele in der Gesellschaft noch zu verpönt sind um sie wie Homosexualität als Privatsache anzuerkennen.
flyhigher - 7. Apr, 14:15

So weit brauchst du gar nicht zu denken, weder an Homosexualität noch an SM-Rollenspiele. Ich habe immer wieder 2 Beispiele vor Augen: Klestils Scheidung im Amt des Bundespräsidenten, und Clintons Monica-Affaire. Meines Erachtens nach beides nicht der Rede wert. Jede 2. Ehe in Österreich wird geschieden, warum nicht auch die des Bundespräsidenten? Warum muss man sich darüber das Maul zerreissen?
Jeder (fast...) geht in seinem Leben vermutlich irgendwann mal fremd. Warum sollte das beim Präsidenten der US anders sein? Wozu sich darüber das Maul zerreissen?
Meine 2 "Kontrahenten des Wochenendes" sahen das etwas anders. Nach deren Meinung dürfe es derartige Dinge bei einer in der Öffentlichkeit stehenden Person, und schon garnicht bei Politikern, nicht geben.
PeZwo - 7. Apr, 14:57

ja, gute Beispiele. In beiden Fällen hatte man den Eindruck, dass über die sexuelle Schiene offene Rechnungen aus der jeweiligen Amtsführung beglichen wurden. Die Moralkeule als Waffe gegen die berufliche Position. Nix neues im Staate Dänemark würde Hamlet an der Stelle sagen.

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