Kreuzigung

Ich schaue gerade im History-Channel eine Doku über die zur Zeit Jesu beliebteste Hinrichtungsmethode der Römer, die Kreuzigung. Wissenschaftler forschten mit modernsten Methoden nach wie diese damals durchgeführt wurden und stellten - soweit möglich - die Kreuzigung mittels Experimente nach.

Diese Methode war zwar eine Hinrichtung, war aber eigentlich eine Foltermethode an deren Ende geplanter weise der Tod stand. Die Kreuzigung diente dazu, das Leiden der Opfer für alle Menschen demonstrativ zu maximieren. Das eigentlich Ziel war eine sehr wirksame Demonstration: "Seht her, was wir tun können und was euch erwartet, wenn ihr euch gegen uns auflehnt." Es geht um Macht, Angst und Erniedrigung.

In unseren Breiten ist aus religiösen Gründen nur die Kreuzigung Jesu im Bewusstsein. Aber tatsächlich handelte es sich um eine absolut übliche Methode, die jahrhundertelang praktiziert wurde. Sie war so üblich, dass sie in der damaligen Literatur nie genau beschrieben wurde... weil es ja eh jeder wusste wie es ging. Da die Körper lt. römischen Gesetz am Kreuz verrotten mussten, sind kaum Knochen von damaligen Opfern vorhanden. Es gibt nur eine Ausnahme: 1968 wurde nahe Jerusalem in einem Grab aus der Zeit Jesu Christi ein Skelett gefunden, wo in der Ferse noch der Nagel der Kreuzigung steckte. Anhand dieses Fundes konnte die Praxis nachvollzogen werden. Die Hände wurde nicht, wie immer dargestellt, durch Nägel in die Handflächen fixiert. Das Gewebe wäre gerissen. Sie wurden entweder mit Seilen angebunden und/oder per Nagel am Handgelenk am Querbalken befestigt. Durch den verbliebenen Nagel im Skelett war die Befestigung der Füsse klar. Die Beine wurden nicht vorne sondern seitlich link und rechts am Balken befestigt. Die Nägel wurden etwas unterhalb des Knöchels durch die Ferse seitlich ins Holz getrieben.
Bei den Medizinern gilt die Faustformel: je gestreckter der Körper ist, desto schneller tritt der Tod ein. Bei dieser Art der Kreuzigung konnten die Knie angewinkelt angenagelt werden. Die Position der Nägel gaben Halt und der Verurteilte konnte sich daher immer wieder aufrichten und den Oberkörper entlasten... was die Leidenszeit auf manchmal mehrere Tage verlängerte.

Leute, bin ich froh in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert geboren zu sein!
Also sprach schlafmuetze
am Dienstag, 14. April 2009, 00:10 wie folgt:

Klinkt ja gruselig.
Ich bin auch froh in der heutigen Zeit geboren zu sein.
Als Kind fand ich es ganz schrecklich (so hatte ich es gelesen), dass die "bösen" Indianer - also nicht Winnetou oder Chingachcook - angeblich Menschen zwischen gespannte Bäume gebunden haben. Beim durchschneiden der Taue wurden deren Körper dann praktisch in der Luft zerissen. Wenigstens kommt der Tod dann schnell.
Ist schon schlimm, was sich Menschen ausdenken, um andere zu quälen oder zu töten.
Liebe Grüße :-)

PeZwo - 14. Apr, 01:48

ja, ich kann mich erinnern als Kind auch irgendetwas diesbezüglich gelesen zu haben. Das war etwas von Karl May, oder? Brrrrr.....
Also sprach david ramirer
am Dienstag, 14. April 2009, 13:32 wie folgt:

bedenklich ist doch aber auch, dass die katholische kirche ein marterinstrument als marketingsymbol verwendet...

PeZwo - 14. Apr, 14:46

das kann man auch anders sehen.

Es kann auch ein Signal sein: "seht her, wir haben keine Angst vor eurem Marterinstrument und lassen uns nicht davon abhalten an unsere Sache trotzdem zu glauben."
yonosequepasara - 14. Apr, 15:04

Meine Mutter hätte jetzt einen Schreikrampf bekommen und die Augen gerollt...
:-)

Nicht, dass es für mich persönlich entscheidend wäre, allerdings bin ich der Meinung, dass das Verständnis der Symbole seines Gegenübers zum allgemeinen Verstehen sehr beiträgt.
Wenn es also interessiert, hier.
david ramirer - 14. Apr, 15:06

trotzdem bleibt es ein marterinstrument - auch wenn jesus dank dieses damals ja sehr alltäglichen werkzeugs seinen mythos aufbauen konnte.

die katholische kirche definiert sich über das leiden jesu, und das marterinstrument "kreuz" erinnert an diese leiden. dass etwas, vor dem man keine angst hat, als symbol genommen wird, ist sehr widersprüchlich. oder würde eine antifaschistische bewegung das hakenkreuz als symbol verwenden? ich hoffe doch eher nicht...
yonosequepasara - 14. Apr, 15:13

Ich werde als einer, der dieser Kirche den Rücken gekehrt hat, mich nicht zum Verteidiger derselben aufschwingen. Nur noch eine Anmerkung: Aus der Sicht eines Christen war es ein bewusst gebrachtes Opfer, um Gott und die Menschen wieder auszusöhnen und "die Schuld der Welt" auf sich zu nehmen.

Die Darstellung als "Marterinstrument" ist so schon rein argumentatorisch eine sehr verzerrte Darstellung. Da fallen mir wesentlich längere und wirksamere Hebel ein...
;-)
david ramirer - 14. Apr, 15:23

die "sicht eines christen" ist eine zumeist verzerrte sicht, verzerrt durch übermässigen gebrauch von weihrauch und übertriebenes studium der bibel (erkennbar daran, dass jede kleinigkeit des täglichen lebens mit bibelzitaten durchargumentiert wird, mit dem "wort gottes", wie die sprüchlein in der bibel ja in christenkreisen genannt werden).
da wird auch aus der gewalttätigen hinrichtung eines freidenkers und philosophen locker ein "bewusst gebrachtes opfer" mit dem die "schuld der welt" beglichen worden sein soll.

das eigentliche marterinstrument ist ja dieser völlig irre "glaube", dagegen ist das kreuz der römer völlig harmlos.
yonosequepasara - 14. Apr, 15:36

Ich sehe, du verstehst, was ich meine.
:-)
PeZwo - 14. Apr, 17:31

@yono + david

aus heutiger Sicht betrachtet habt ihr recht. Uns geht es heute gut genug um nicht an eine Glaubensgemeinschaft angewiesen zu sein.

Ich denke, dass es in jener Zeit - wo das Kreuz zum Symbol wurde - Gesellschaftspielregeln gegeben hat, die wir heute zwar etwas ahnen aber uns defacto nicht mehr wirklich vorstellen können.
Also sprach schlafmuetze
am Dienstag, 14. April 2009, 22:12 wie folgt:

Ihr solltet nicht vergessen, das Religion keine Erfindung der katholischen Kirche ist .. ;-)

Das erste Zeichen der Christen war übrigens nicht das Kreuz, sondern ein Fisch. Man sieht ihn auch jetzt noch öfter mal als Aufkleber.

Religion hat früher das tägliche Leben geregelt. Die zehn Gebote waren eine Grundlage. Und nicht erst bei den Christen.
Jede Religion hat(te) ihre eigenen Regeln und die Gemeinschaft hat sich daran zu halten, weil Menschen aufeinander angewiesen waren und noch sind.
Vieles hat sich daraus entwickelt. Die Rechtsprechung zum Beispiel, aber auch das soziale Leben in einer Gemeinschaft.
2000 Jahre katholische Religion sind doch nichts im Vergleich zu viel älteren Kulturen mit anderen Religionen.
Allerdings ist es ihr (und anderen Religionen) gelungen, sich viel weiter in andere Länder auszubreiten, als es früher möglich war.
Sicher macht das einen guten Teil der "Erfolgsgeschichte Katholizismus" aus. Sonst wären sie vielleicht auch schon durch eine andere ersetzt worden.
Trotz aller wissenschaftlichen Untersuchungen und deren Ergebnisse gibt es immer noch den "Glauben" an Gott, an Schicksal, an andere nicht sicht- und greifbare Phänomene.
Es scheint, als sei trotz aller "Freiheit", die unsere Gegenwart kennzeichnet, im Unterbewußtsein die Sehnsucht nach jemanden, der "über allem steht", an dem man auch Verantwortung abgeben kann. Der hilft, das Leben mit allen Schicksalsschlägen zu meistern und zu ertragen.

Das Kreuz ist doch nur ein Symbol. Folterinstrument? Die gibt es doch überall. Das hat doch mit Religion gar nichts zu tun. Sondern nur mit Macht und Machterhalt. Als seien die Katholiken die einzigen, denen an der Macht gelegen ist.
Lächerlich.
Nichts ist perfekt, wo der Mensch mit dran herumgebastelt hat ;-)
Liebe Grüße :-)



PeZwo - 14. Apr, 22:39

sehr gute Meinung! Ich stimme dir umfassend zu.
david ramirer - 14. Apr, 23:03

...auch gott ist nicht perfekt, weil an ihm ja auch der mensch von anfang an umfassend herumgebastelt hat.

"nur" ein symbol ist das kreuz nicht. im symbol verdichtet sich der gemein(t)e inhalt, wie sich ja auch im fisch die botschaft verdichten hätte lassen - meer, fruchtbarkeit, leben, labung, herkunft, nahrung, fest (hochzeit!), freude... nur weniger mächtig vielleicht, zu positiv besetzt, zu wenig geeignet, das gläubige volk zu drücken, es zu bändigen.

ich habe nichts gegen den glauben an gott.
aber die katholische kirche schadet seinem bild mehr als sie ihm nützt. das kreuz ist so ein epochaler fehler: der fisch wäre zukunftsträchtiger.

aber ich stimme zu: wo gehobelt wird, fallen späne.
wo wir schon wieder beim kreuz und dem vielleicht berühmtesten schreinerssohn der geschichte wären...

;)
schlafmuetze - 16. Apr, 21:33

@ David ;-) Bei dem Satz "auch Gott ist nicht perfekt" ..

mußte ich an das Buch "Der alte Mann und Mister Smith" von Peter Ustinov denken. ;-)
Wirklich lesenswert :-) Grüßli

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