Gerade lief im ORF2 ein Bericht über die momentane wirtschaftliche Situation der Isländer. Auch auf der ORF-Seite befindet sich ein Bericht darüber.
Tja, das ist schon heftig. Die Inflation schreitet massiv voran. Im Juli bekam ich für einen Euro noch ca. 120 Kronen, heute würde ich 155 Kronen dafür bekommen. Am schlimmsten scheinen sich die Fremdwährungskredite auszuwirken. Sie sind in Euro oder Franken aufgenommen und da wirkt sich die ständig fallende Währung fatal aus. Es macht schon einen Unterschied ob man monatlich anstelle der kalkulierten 120.000 Kronen jetzt 155.000 Kronen aufbringen muss.... ohne jetzt abschätzen zu können wie sehr diese Raten noch steigen werden.
Es wurde ein seit 20 Jahren dort lebender Österreicher interviewt. Er sprach einen sehr interessanten Satz: " wenn man eine Idee hat wird in Österreich zuerst nachgedacht wie man das Geld dafür auftreibt und erst dann gehandelt. In Island wird erst die Idee ausgeführt und später überlegt man wie man das Geld dafür auftreibt". Hmmm.... ist der gute Mann schon zu lange von Österreich weg? Oder ist alles relativ und im Vergleich sind wir gar nicht so schlecht?
Wie auch immer, interessant ist jedoch dass Island plötzlich großes Interesse an einen EU-Beitritt hat.... so wie bei den Iren die bekannte EU-Abneigung stark im Abnehmen ist. So ist das mit der Sicherheit. Solange alles in Ordnung ist vergisst man recht rasch auf die Vorteile einer zwar manchmal etwas unbeweglichen, dafür aber recht stabilen Gemeinschaft. Das ist in der großen Politik offensichtlich auch nicht anders als wie in der kleinen Familie.
Dennoch.... ich sah im Beitrag mir inzwischen vertraute Orte wie Reykjavik, die Geysire, das kleine Städtchen Isafjördur mit seinem charakteristischen Bergrücken, die blaue Lagune... ach schön war's. Ich glaube ich muss bald wieder mit der Fortsetzung meiner vorläufig ausgesetzten Islandbeiträge beginnen.
PeZwo - Mittwoch, 19. November 2008, 22:55 - Kategorie: Island 2443 mal gelesen
Es ist soweit. Morgen spielen wir in der Höhle des Löwen.
Das Färörer-Trauma der höchst blamagen 0:1-Niederlage aus dem Jahr 1990 ist - wie man an der regen Medien-Berichterstattung merkt - immer noch präsent. Ich war damals per Bildschirm dabei und weiß noch, dass ich beim Tor in lautes Gelächter ausgebrochen bin. Hier die Szene, die dem österreichischen Fußball immer noch wie ein Stachel im Fleisch sitzt.... und ACHTUNG: mit dem originalen Kommentar des färöischen Fernsehens!
Man muss die Sprache gar nicht können um zu verstehen. Ich glaube der Kommentator war knapp vor dem Herzinfakt.
Aber seit dem Sommer haben die Färöer-Inseln für mich noch eine weitere, persönliche Bedeutung. Auf dem Weg nach und von Island legte die Fähre in Torshavn, der Hauptstadt der Färöer-Inseln an und ich ging jedesmal 2 Stunden von Bord um mir die Hauptstadt etwas anzusehen.
Ich wollte mich eigentlich auf die Suche nach dem Fussballplatz machen, wo dieses legendäre Spiel damals stattfand, aber leider.... damals spielten sie in Landskrona, Schweden... weil dies das erste offizielle Bewerbspiel war und es auf Färöer gar keinen Fußballplatz gab der den UEFA-Regeln entsprochen hätte. Jetzt, 18 Jahre später, hat sich auch auf den Inseln die Zeit weiterbewegt und es gibt einen Fußballplatz, der aber leider für mich und meiner eingeschränkten Zeit zu weit weg war. Die zwei Stunden erlaubten mir nur, mich in mittelbarer Nähe des Hafens zu bewegen.
Das auffälligste Gebäude war diese schöne Kirche
Ansonsten gleicht die Stadt einem gemütlichen und verschlafenen Nest.
Irgendwo - ich glaube es war am Schiff - sah ich ein Werbeplakat für die Färöer-Inseln, auf dem neben idyllischen Fotos auch der Text "Go back in time, a place where the children still plays in the street" angedruckt war. Ich glaube, besser kann man den Eindruck den dieser Ort auf mich machte kaum beschreiben. Irgendwie kam man sich tatsächlich um ca. 30-40 Jahre zurückversetzt vor. Wenige (dafür aber recht moderne) Autos, viele kleinen Geschäfte glichen unseren früheren Kreissler-Läden, die bunten Häuser waren bis auf wenige Ausnahmen sehr gepflegt und mit Gärten ausgestattet. Für jene Menschen, die Frieden, Ruhe und Beschaulichkeit suchen ist dies der richtige Ort.
Ich denke gerne zurück.
PeZwo - Freitag, 10. Oktober 2008, 10:20 - Kategorie: Island 3254 mal gelesen
Wie im Standard gemeldet wird, steht Island kurz vor dem wirtschaftlichen Bankrott.
Da ich zu diesem Land immer schon eine Art Verbindung fühlte und sich diese seit meinem Urlaub noch weiter verstärkt hat, stieß der Artikel natürlich bei mir sofort auf hohes Interesse.
Alleine die Kursentwicklung zeigt das Problem. Im Sommer bekam ich beim Wechseln für einen Euro zwischen 120 und 125 Kronen, heute würde ich ganze 146 Kronen dafür bekommen.
Ich hatte mich schon im Sommer über den Wohlstand der Isländer gewundert. Fast alle haben Häuser, viele haben Boote und riesige Autos. Letztere brauchen sie zwar, aber trotzdem kosten sie viel Geld. Sie haben zwar viel Energie zum Nulltarif aber dafür müssen sie fast alles importieren. Jetzt erinnere ich mich, dass ein Reiseleiter einer Gruppe, als ich zufällig daneben stand, von dem hohen Verschuldungsgrad des Staates sprach. Damals dachte ich mir nichts dabei, aber heute sehe ich diese Bemerkung mit anderen Augen.
Gott sei Dank habe ich meine Reise schon hinter mir, wer weiß wie lange das noch halbwegs normal möglich ist.
PeZwo - Dienstag, 7. Oktober 2008, 21:39 - Kategorie: Island 2021 mal gelesen
Ich habe heute Nachmittag etwas Zeit und Muße und so setze ich wieder meinen Island-Reisebericht fort.
Heute stand wieder eine Busreise in das Landesinnere am Programm. Wir fuhren mit dem Auto nach Hvolsvöllur wo wir Bus nach Phorsmörk bestiegen. Dies ist so etwas wie eine grüne Oase zwischen den Gletschern, wo man verschiedene Wanderungen unternehmen konnte.
Da passierte eine kleine Panne. Bei einem Wasserfall
machte unser Bus einen Fotostopp.
Leider verwechselten wir am Parkplatz die Bussen und so fuhr unserer ohne uns, dafür aber mit unserem Gepäck ab. Aber auch diese Situation wurde dank der Erfindung Handy umgehend gelöst. Ein kurzer Anruf, ein Bus kehrte um und der holte unseren irgendwann mal ein.
Phorsmörk war tatsächlich eine Reise wert, alleine schon die Strecke war ein Wahnsinn. Wir durchquerten etliche Furten... da wurde es deutlich, warum man mit einem normalen Fahrzeug nicht in das Landesinnere fahren sollte. Hinter uns fuhr ein PKW durch so eine Furt, bei dem schwappte das Wasser über die Kühlerhaube.
Es ging sich noch aus, der Auto kam durch. Die Insassen sprachen französisch, das Kennzeichen war isländisch. Daraus kann man schließen, dass es ein Leihauto war. So eine Vorgehensweise ist sehr fahrlässig, wie uns der Buslenker erklärte. Wenn Wasser in den Motorraum kommt ist es vorbei mit dem Fahren. Das Anrufen und Abschleppen kostet über 1000 Euro und bezüglich der Autoreparatur steigt jede Versicherung aus. Das kann sehr teuer werden.
Nicht viel besser ging es dem Motorradfahrer,
aber auch er schaffte es.
Teilweise fuhr der Bus überhaupt gleich minutenlang mitten im Fluß dahin.
In Phorsmörk angekommen,
stiegen wir auf einem Berg. Aber ich gestehe, ich spürte an diesem Tag diese Reise, fühlte mich ziemlich erschöpft, drehte nach 2/3 der Strecke um und ging zurück zum Platz. Leider hatte ich kein Badezeug mit, den auch hier gab es eine heiße Quelle wo man im Freien baden konnte. Hier traf ich wieder die 3 Oberösterreicher, die ich schon bei den Quellen von Landmannalaugar getroffen hatte. Sie sind in den 4 Tagen von dort nach Phorsmörk gewandert.
Dann mussten wir etwas Kilometer machen und stiegen aufs Gas Richtung Westen zur Halbinsel Snaefells, wo der westlichste Punkt unserer Reise sein wird.
In Husafell am dortigen Campingplatz schlugen wir unser Lager auf. Bei dieser Gelegenheit ein Foto von unserem "Bett"
Die an diesem Tag zurückgelegte Strecke war die bisher längste: 378 km.
Bisher zurückgelegte Strecke: 1498 km.
PeZwo - Sonntag, 7. September 2008, 15:30 - Kategorie: Island 2217 mal gelesen
Der Tag begann wirklich gut, denn Ausschlafen war angesagt. Nach einem ausgiebigen Frühstück eröffnete uns unsere französische Gastgeberin dass sie für die nächste Nacht gleich im Nebenhaus ein anderes Quartier aufgetrieben hat. Diesmal wohnen wir direkt einem toll eingerichteten Haus von einer gebürtigen Isländerin..
Für den heutigen Tag war ein Erholungszeit mit eingeplant. Der Urlaub war zur Hälfte um und wir zeigten zugegeben ein paar Verschleißerscheinungen und fühlten uns müde und etwas ausgelaugt.
Nach einigen administrativen Erledigungen (Geldwechsel usw.) benutzten wir einen "Hop on Hop off" Bus, der eine Tour zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten machte und wo wir zu jederzeit aussteigen und später wieder weiterfahren konnten.
Dies nutzten wir, als wir bei "the pearl" vorbeikamen... einer Glaskuppel auf einem Hügel mit wunderbarer Aussicht, Restaurant, Wikingermuseum usw.
Da, plötzlich... Schrecksekunde, Panik!! Der Rucksack mit dem ganzen Geld, Karten, Pässen usw. ist im Autobus liegen geblieben. In solchen Momenten ist man nahe dran, den Erfinder des Handys zu einem Heiligen zu erklären. Die Telefonnummer der Busgesellschaft stand am Prospekt. Die Dame dort versprach ihre Leute im Bus anzurufen. Nach dem zweiten Anruf 10 Minuten später macht sich bei uns Erleichterung breit... der Rucksack ist sichergestellt und er kann in 50 Minuten, wenn der Bus wieder vorbeikommt, abgeholt werden, was auch geschah. Die Erleichterung war groß, sehr groß sogar.
Von der Kuppel hatte man einen wunderbaren Überblick über die Stadt.
Das Wetter war deutlich besser als gestern, es war zwar bewölkt, es wehte ein starker Wind... aber es regnete nicht mehr. Wir setzten mit dem Bus die Stadtbesichtigung fort und sahen u.a. jenes Haus, wo sich 1986 Ronald Reagan und Michael Gorbatschow zu Gipfelgesprächen getroffen haben sowie den Ort, wo Bobby Fischer und Boris Spassky das sogenannte Schachmatch des Jahrhunderts gespielt haben.
Noch ein kleiner Stadtbummel und dann begann jener Teil des Sight Seeing, der gleichzeitig sehr erholsam war. Wir fuhren zur Bláa Lónið, der blauen Lagune. .
Dies ist so etwas wie ein Thermalbad, angelegt mitten in einem Lavafeld.
Ca. 40 km von Reykjavik entfernt steht ein Geothermalkraftwerk, das aus großen Tiefen extrem heißes Wasser (ca. 240 Grad) heraufpumpt und dieses zur Stromerzeugung nutzt.
Danach wird das Wasser in das danebenliegendes Lavafeld geleitet, wo ein riesiges Freibecken ("die grösste Badewanne der Welt") angelegt wurde. Dies ist nun eine richtige Touristenattraktion. Man sah und hörte die verschiedensten Nationen... nur keine Isländer :) Die nutzen dieses Thermalbad vermehrt im Winter, wenn kaum Touristen da sind und die Wirkung des warmen Wassers noch viel größer ist.
Das Wasser hatte ca. 40 Grad, und es ist voll Mineralstoffe, denen man heilende Wirkung bei Hauterkrankungen nachsagt... was PeZwo aus eigener Erfahrung hiermit bestätigen kann. Ich leide etwas unter so einer Art Schuppenflechte. Nicht schlimm... ich habe auf dem linken Ellenbogen eine Stelle mit rauer Haut, so groß wie ungefähr eine 2-Euro-Münze. Dies ist seit dem Bad fast ganz weg.
Aus diesem Wasser wird eine Salbe gewonnen, welche die Badenden sich gratis auf der Haut auftragen konnten. Nicht wenige nutzten dies für eine kleine Gesichts-Schönheitsmaske.
Das Wasser war nicht tief, zwischen 1m20 und 1m40. Ich lachte laut auf, als ich zwei erwachsene japanische Männer mit SCHWIMMFLÜGERL sah. Dann machte ich mich auf die Suche nach tieferen Stellen, wo man auch schwimmen konnte... ich wurde nicht fündig. Es wurde einfach nie tiefer.
Die Mineralstoffe machten das Lavagestein an den Rändern weiß und das Wasser milchig trüb... man sah maximal 5 cm tief hinein.
Da es stark bewölkt war und ein kühler Wind wehte, waren alle bis zum Hals im Wasser. Diese Eigenschaften und ein paar aufeinander klebende Liebespärchen ließen die Phantasie erblühen, was sich unter diesem trüben Wasser wohl schon alles abgespielt haben könnte... *ggg*
Wir verbrachten den ganzen Nachmittag und den ganzen Abend bis 22h in dem Bad. Ich legte mich abwechselnd stundenlang ins Wasser und in einem Liegestuhl und las ein Buch. Das war genau die Erholung, die ich gebraucht habe.
An diesem Tag zurückgelegte Strecke: 100 km.
Bisher zurückgelegte Strecke: 1120 km.
PeZwo - Dienstag, 12. August 2008, 23:51 - Kategorie: Island 2058 mal gelesen
Heute morgen zeigt sich Island wettermäßig in seiner vollen Pracht... es regnet!! Jeder Tourist muss früher oder später mit so etwas rechnen, denn es gehört einfach zu diesem Land dazu. Der Regen war aber anders als wie ich ihn von unseren Breiten her kenne. Es waren nicht so dicke und schwere Tropfen sondern es war mehr ein kleiner feiner Nieselregen, den man anfangs gar nicht so wahrnahm... aber man wäre ohne Regenkleidung dennoch innerhalb kürzester Zeit durchnässt gewesen.
Aber als Hardcore-Touristen ließen wir uns von etwas Wasser vom Himmel nicht stören. Zuerst besichtigten wir in Laugarvatnshellar eine Lavahöhle, in der früher Menschen viele Jahre lang gelebt haben.
Auf dieser Gedenktafel war aufgezeichnet wie dies früher ausgesehen haben soll.
Dann fuhren wir weiter nach Þingvellir, das in dem ältesten Nationalpark von Island liegt.
Dies ist ein historischer Boden, hier wurden im Jahre 930 die ersten Gesetze beschlossen und 1944 wurde hier die Republik und somit die Unabhängigkeit von Dänemark ausgerufen. Ein historischer Ort für den Staat Island.
Gleichzeitig ist es auch ein dunkler Ort... hier wurde jene Frauen exekutiert, welche von den Gerichten wegen sexueller Untreue zu Tode verurteilt wurden.
Diese Exekution ging so von statten, dass die Delinquentinnen gefesselt wurden, man stülpte einen Sack über sie und der Henker zog sie mit einem Seil in das Wasser des dortigen Flusses wo sie jämmerlich ertranken. Eine Gedenktafel zeigt eine Skizze des Hinrichtungsvorganges und darauf sind auch das Datum der hier vollzogenen 18 Hinrichtungen und die Namen der dabei getöteten Frauen zu sehen.
Ertränken war übrigens die damals bevorzugte Hinrichtungsmethode für Frauen... zu Tode verurteilte Männer wurden in der Regel geköpft.
Leider besserte sich das Wetter nicht... im Gegenteil, es wurde eher schlechter. So ließen wir die restlichen Sehenswürdigkeiten in dieser Gegend aus und fuhren direkt in die Hauptstadt der Insel Reykjavik.
Wir beschlossen hier nicht zu campen sondern uns ein Zimmer zu nehmen. Das war bald gefunden und wir begannen um ca. 18h mit unserer Stadtbesichtigung, leider bei immer mehr strömenden Regen.
Daher besuchten wir als erstes ein Kino, wo der bekannte isländische Vulkanforscher Villi Knudsen zwei hochinteressante Filme über Islands Vulkanismus zeigte. Man sah Filmaufnahmen von jedem Ausbruch seit 1945 inklusive Erklärungen und den Folgen. Das zahlte sich aus, denn nach der Vorstellung regnete es nicht mehr. Wir streunten weiter in der Stadt umher. Leider wird die berühmte Kirche zur Zeit renoviert, so konnten wir sie nicht in ihrer vollen Pracht sehen.
Wir beschlossen mal so richtig gut essen zu gehen und kamen nach Mitternacht in unserer Unterkunft an. Dies war ein ganz normales Haus irgendwo in der Nähe des Zentrums, wo die Kellerwohnung in Touristenunterkünfte verwandelt worden sind.
Wir sperrten die Eingangstüre, d.h. wir wollten die Eingangstüre aufsperren. Es funktionierte nicht so richtig. Meine Begleiterin begann zu fluchen und zu herumprobieren... "wie hat der mir das heute nachmittag gezeigt? Zuerst die Türe zu sich herdrücken und dann Schlüssel umdrehen.... DAS GEHT NICHT!". Plötzlich wurde die Türe von innen geöffnet und ein unbekannter, großgewachsener, blonder, ca. 40 Jahre alter Mann stand mit Hemd und Unterhosen vor der Türe. Meine Begleiterin war völlig überrascht und darauf begann in Englisch folgende Konversation.
Sie fragte ihn in einem fordernden Tonfall was er hier tue.
Seine Antwort war verblüffend: "ich wohne hier".
Meine Begleiterin: "das gibt's nicht."
Lange Rede, kurzer Sinn... nach 2 Minuten Diskussion stellte es sich heraus, dass wir das Haus verwechselt hatten und unsere Zimmer im Nebenhaus waren. Der Isländer nahm es mit Humor und lachte freundlich darüber, während wir äußerst peinlich berührt das Weite suchten. Es dauerte noch etwas, bis wir auch darüber lachen konnten...
In Summe war dies ein eher ruhiger und unspektakulärer Tag... geprägt von dem Regen und auch von einer gewissen Müdigkeit von unserer Seite her.
An diesem Tag zurückgelegte Strecke: 169 km.
Bisher zurückgelegte Strecke: 1020 km.
PeZwo - Montag, 11. August 2008, 23:21 - Kategorie: Island 2294 mal gelesen
Wir begannen den Tag mit Shoppen. Direkt neben dem Campingplatz lag ein recht großer Souvenirladen, wo ich für mich und Familienangehörige Original-Islandpullover ersteigerte. Danach setzten wir unseren Weg auf der Ringstraße fort und zweigten nach ein paar Kilometer zur Halbinsel Dyrholaey, die ein Naturschutzgebiet ist.
Dies ist ein bekanntes Vogelparadies... ein langer Strand mit rabenschwarzem Sand,
umgeben von erstarrten Lavamassen,
welche beim Erstarren wilde Formen angenommen hatte und als Nistplatz für die Papageientaucher und Möwen diente. An manchen Stellen sah man genau, wo die Lava damals Kontakt mit dem Meer bekommen hatte.
Die Stimmung auf diesem Strand war ganz eigen, wir waren ganz alleine, man hörte nur die Wellen rauschen
und das Kreischen der Möwen.
Die Dimensionen der Klippen waren überwältigend, man fühlte sich sehr klein... auf dem Foto kann man sie etwas erahnen... der kleine rote Fleck in der Mitte links ist ein Mensch.
Die nächste Station auf unserer Reise war das Dorf die Stadt Skogar. Die Hauptattraktion ist der Wasserfall Skogarfoss, den wir ausgiebig besichtigten.
Das ist ein gemächlich dahinrinnender Fluss, der sich kurz todesmutig über 60 Meter senkrecht in die Tiefe stürzt um danach wieder genauso gemächlich dem Meer entgegen weiterzufließen. Ich bin sehr weit zu den fallenden Wassermassen nach vor gegangen und kam ziemlich durchnässt wieder zurück.
Hier noch ein Youtube-Video irgend eines Urlaubers:
Attraktion No.2 dieses Nestes ist ein isländisches Freilichtmuseum, wo anhand von diversen originalgetreu nachgebauten Häusern und vielen originalen Werkzeugen sowie Einrichtungsgegenständen das harte Leben des Isländer von früher zeigte.
Dann führte uns unserer Weg zum Golden Circle, ein Landschaftsteil wo die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Südens zu sehen sind. Als erstes ging es zu einem echten Highlight der ganzen Reise, zu den Geysiren. Schon bei der Anfahrt fiel das Gebiet dadurch auf, dass es überall aus dem Boden dampfte.
Das ganze Gelände war voll mit Fumarolen und heißen Quellen, wo das Wasser darin ständig brodelte.
Der Star war jedoch eindeutig der Geysir Strokkur, der alle paar Minuten einmal, manchmal zweimal hintereinander ca. 10m hohe Fontaine aus kochenden Wasserdampf in die Luft stieß.
Wie man am Foto sieht, konnte man bis auf wenige Meter zu dem Geysir rankommen. Mich hat dies etwas erstaunt, da hier ja immerhin kochendes Wasser ausgestossen wird. Wenn man etwas ungünstig zum Wind stand konnte es tatsächlich passieren, dass man von der Wasserfontäne einiges abbekam. Aber das Wasser war "nur" mehr heiß, nicht mehr kochend.
Da bei den Geysiren Videos naturgemäß viel eindrucksvoller als Fotos sind, hier auch ein Youtube-Video einer Doppeleruption von Strokkur:
Hier ein Überblick über das ganze Gelände:
Unsere nächste Station an diesem aktivem Tag war der in der Nähe befindliche zweistufige Wasserfall Gullfoss, der mich sehr beeindruckt hat.
Normalerweise sind die Sehenswürdigkeiten in Island frei zugängig, aber hier waren ausnahmsweise Absperrseile. Ob da irgendwann mal was passiert ist? Generell war ich immer wieder erstaunt, wie oft Kinder relativ unbeaufsichtigt hart an den Rändern von diversen Wasserfällen und Klippen herumliefen. Hier erlebte ich jedoch eine französische Mutter, die sehr energisch einschritt. Recht hatte sie, und wie!
Hier ein sehr gut gemachtes Youtube-Video:
Danach fuhren wir zurück zu dem Geysir-Gelände, wo gleich daneben ein Campingplatz war, der zu einem Hotel gehörte. Man kann sich sicher vorstellen, dass wir nach diesem ereignisreichen Tag sehr erschöpft waren. Die Freude war groß wie wir erfuhren, dass wir den hoteleigenen Hot Pot benutzen dürfen.
Dies waren zwei so eine Art 6-eckige Sitzbadewannen, die mit ca. 35 Grad Wasser aus einer der zahlreichen umliegenden heißen Quellen gespeist wurden (natürlich mit dem obligatorischen Schwefelgeruch).
Das war definitiv ein Highlight, sich nach so einem langen und ereignisreichen Tag in der Mitternachtsdämmerung in dem heißen Wasser zu entspannen. Nach kurzer Zeit gesellte sich noch ein Camper zu uns ins Wasser. Es stellte sich heraus, dass er ein Bayer war der Island mit dem Fahrrad bereiste und in dem Genfer Kernforschungszentrum C.E.R.N arbeitete. Nun erfuhr ich aus erster Hand etwas über die Schwierigkeiten beim Bau des kurz vor der Fertigstellung stehenden Teilchenbeschleuniger, dass die Inbetriebnahme vermutlich noch heuer sein wird, wie sie von statten gehen wird und die Erwartungen, die man in diese Anlage setzt. Das war eine skurrile Situation. Ich liege nach Mitternacht in Island bei den Geysiren in einem Hot-Pot und diskutiere mit einem Atomphysiker über Teilchenphysik. Nachher habe ich wirklich gut geschlafen.
An diesem Tag zurückgelegte Strecke: 191 km.
Bisher zurückgelegte Strecke: 851 km.
PeZwo - Donnerstag, 7. August 2008, 21:45 - Kategorie: Island 3463 mal gelesen
Bisher sind wir, was das Wetter anbelangt, echte Glückskinder. Gerade hier im Süden, der wettermäßig so einen schlechten Ruf hat, hat es, seit wir hier sind, noch nie geregnet.
Die Ringstraße und der Küstenbereich sind für normale Pkws problemlos befahrbar. Aber das Landesinnere ist nur mit Fahrzeugen mit hohen Reifen und Allradantrieb erreichbar. Gott sei Dank gibt es aber für die 08/15 Touristen (so wie wir) dafür offizielle Busreisen. Heute nehmen wir zum ersten Mal so eine Reise in Anspruch.
Die Landschaft ist durchgängig von den Spuren des großen Vulkanausbruches im Jahre 1783 geprägt. Dieser war die bisher größte Katastrophe in der Geschichte des besiedelten Islands mit verheerenden Auswirkungen für die Bewohner auf der ganzen Insel. Dieser Teil der Insel ist kaum bewohnt und teilweise unwirklich wie eine Mondlandschaft.
Wir fahren nach zuerst über eine holprige, einspurige und unbefestigte Strasse nach Eldgja wo wir 1 Std. Aufenthalt hatten. Wir gingen in ein Tal, flankiert von hohen Wänden.
Dies ist die größte Vulkanspalte der Welt, entstanden bei dem damaligen Ausbruch. Am Talende erwartete uns der schöne Wasserfall Ófærufoss.
Dann ging die Fahrt weiter. Dir Landschaft wurde immer rauer und die Strasse immer extremer. Der Bus fuhr sicherlich durch mehr als 10 Flussfurten, bevor wir an einem herrlichen Flecken von Island ankamen, in Landmannalaugar.
Wir hielten auf einer mit Wiesen überwachsenen Ebene bei einem Campingplatz, umringt von verschiedenfarbigen Bergen, vor uns ein erstarrter Lavastrom.
Aus diesem floss eine heiße Quelle an die Oberfläche. Raus aus dem Gewand, rein in die Badehose und ab ins Wasser. Ein weiterer erfüllter Islandtraum.
Ich blieb ca. eine Stunde in dem badewannenheißen, kniehohen Wasser. Der Boden war extrem heiß, ein paar Zentimeter im Sand graben und man verbrannte sich die Finger.
Nach der Rückkehr setzten wir unsere Fahrt auf der Ringstraße in Richtung Vik (dem südlichsten Punkt von Island) fort. Es ging wieder -zig Kilometer an einem moosüberwachsenen Lavafeldes des Laki-Ausbruches von 1783 vorbei... es gibt weltweit keine solche Masse, die bei einer einzigen Eruption ausgestoßen wurde als wie damals.
Um 20h45 kamen wir bei unserem Tagesziel Vik an. Wir meldeten uns beim Campingplatz an und nutzten die Tatsache, dass um 21h30 die Sonne so scheint wie bei uns um 18h30. Zuerst besuchten wir den berühmten und tatsächlich wunderschönen Strand von Vik mit seinem rabenschwarzen Sand und den bizarren Lavaformationen im Meer...
den Basaltgestein in Säulenform
und den Vogelfelsen, wo sich -zig Vögel sich um ihre Nachwuchs sorgten.
An diesem Tag zurückgelegte Strecke: 139 km.
Bisher zurückgelegte Strecke: 660 km.
PeZwo - Mittwoch, 6. August 2008, 21:45 - Kategorie: Island 3497 mal gelesen
Das erste Highlight des Tages war ein Frühstück im Supermarkt, Kaffee und ein Krapfen mit Himbeermarmelade.
Nach ca. 100 km kamen wir zu einem touristischem Highlight, dem Gletschersee von Jokulsarlon.
Er besteht jeweils zur Hälfte aus Meerwasser und Süßwasser und in ihm schwimmen ständig Eisbrocken und Mini-Eisberge, die vom direkt angrenzenden Vatnajökull-Gletscher abbrechen.
Diese treiben durch den See, der über einen Abfluss mit dem Meer verbunden ist. Entweder sie schmelzen schon im See oder sie werden über die Verbindung früher oder später ins Meer gespült.
Wir kamen gerade recht zu einer der Bootsfahrten, die direkt am See angeboten werden. Auf diese Art und Weise fuhren wir 30 Minuten lang zwischen dem Eis umher. Das war definitiv geil.
Unsere "Fremdenführerin" (das war übrigens eine deutsche Studentin, die hier studiert) erklärte im perfektem Englisch (und uns auf Deutsch) alles Wissenswerte über den See und holte einen Eisbrocken aus dem Wasser und sprach dazu folgenden Kommentar: "wenn sie das Eis lutschen haben sie sicher noch nie in ihrem Leben ein so altes Lebensmittel zu sich genommen... das hier schwimmende Eis ist ca. 1500 Jahre alt." . Es schmeckte zwar auch nicht anders als wie normales gefrorenes Eis, aber die Vorstellung gefiel mir dennoch.
Hier ein Youtube-Video... ich kann nur sagen: genauso war's :)
Knapp bevor wir weiterfuhren wollte ich noch Fotos von einem Eisstück machen, welches gerade ins Meer trieb. Da machte ich Bekanntschaft mit den hier lebenden Raubmöwen. Eine davon hat mich ins Visier genommen... sie nahm Kurs auf mich, brach den Sturzflug 3m oberhalb von mir ab und stieß dabei einen kreischenden, bedrohlich klingenden Schrei aus. Dann zog sie eine Runde und startete einen neuen Angriff, wobei sie immer näher an mich heran flog. Ich kam mir vor wie eine Figur im Hitchcock-Film "die Vögel". Wie ich dann zum Auto zurück ging ließ sie von mir ab.
Als nächstes kamen wir zum Nationalpark Skaftafell. Dort gingen wir zuerst zum Rand des Vatnajökull und bestaunten das riesige Eisfeld. Es wurden auch Führungen direkt in das Eis hinein angeboten, aber leider waren die schon ausgebucht. Dafür machten wir eine 3-stündige Wanderung durch den Park. Hier war die Landschaft recht österreich-ähnlich.
Natürlich gab es auch hier den obligatorischen Wasserfall.
Vielleicht kann sich noch jemand erinnern... es war damals groß in den Medien. Im Oktober 1996 brach direkt unterhalb des Vatnajökull ein Vulkan aus. Dieses Ereignis hatte logischerweise gewaltige Massen an geschmolzenen Eis zur Folge. Die Wassermassen bahnten sich unterhalb des Gletschers ihren Weg zum Meer, traten genau bei diesem Nationalpark zutage und strömten als gewaltige Flut (riesige Eisteile des Gletschers mit sich führend) über die Ebene ins Meer. Damals wurden die Ringstrasse und ein paar Brücken völlig zerstört. Dieses Ereignis wurde in der Ebene auf einem Parkplatz mittels aufgestellte Gedenktafel ausgiebig dokumentiert.... es wurden sogar total verbogene Teile der weggerissenen Brücke ausgestellt.
Auf der Weiterfahrt fiel auf, dass sich die Landschaft verändert hat. Bisher waren jeweils unmittelbar neben der Strasse links das Meer und rechts die Berge. Nun fuhren wir auf einer kilometerweit schnurgeraden Strasse durch eine riesige Ebene. Das Meer und die Berge waren weit entfernt. Auf dieser Ebene lag schwarzer Sand und viele Lavasteine, die mit Moos bedeckt waren.
Wir fuhren weiter bis nach Skeiara wo wir wieder auf dem dortigen Campingplatz die Nacht verbrachten.
An diesem Tag zurückgelegte Strecke: 238 km.
Bisher zurückgelegte Strecke: 521.
PeZwo - Mittwoch, 6. August 2008, 00:56 - Kategorie: Island 2181 mal gelesen