Beziehungssachen
Das Handy läutet. Ein alter Freund und Musikerkollege ist dran. Schnell merke ich, er hat kein konkretes Anliegen. Er will mich wieder einmal in ein Gespräch über seine laufende Beziehung verwickeln.
Ok, warum nicht. Ich habe Zeit.
Ich höre zu, auch wenn ich eh schon weiß, was ich alles hören werde... denn ich kenne ihn nur zu gut. Er ist ein liebenswürdiger und liebenswerter Mensch, aber in Beziehungsfragen ist er ein schrecklicher Negativ-Denker... nicht der "Glas ist halbleer" sondern der "Glas ist ganz leer"-Typ.
Er denkt erwartungsgemäß wieder mal darüber nach, seine seit einigen Jahren bestehende Beziehung zu beenden und schildert mir die Gründe dafür.
Es ist nichts Neues dabei. Alles schon etliche Male zuvor von ihm gehört, nur in etwas anderen Worten verpackt.... "wir sind zu unterschiedlich", "sie versteht mich zu wenig", "wir wohnen zu weit auseinander", "keine Beziehungszukunft" bla, bla, bla und usw.
Als ich ihn vor vielen Jahren kennen lernte, war er auch in einer offensichtlich unglücklichen Beziehung. Er wurde nicht müde zu schildern, wie sehr ihm so viele Dinge an seiner damaligen Frau störten. Als ein Jahr später nicht er sondern SIE die Beziehung beendete, erwartete ich in Anbetracht seiner ständigen und vielfältigen Kritik an seiner Beziehung von ihm eine Reaktion der Erleichterung. Aber zu meiner Überraschung kam diese nicht. Ganz im Gegenteil. Er verfiel geradezu. Auch seine Sichtweise über diese Beziehung änderte sich dramatisch. Er fiel ins andere Extrem. Kein Wort der Kritik mehr. Plötzlich idealisierte er seine Frau geradezu.
Die nächsten Jahre verbrachte er als Single... ein Zustand unter dem er permanent litt. Vor 4 Jahren lernte er jedoch seine jetzige Freundin kennen... eine hübsche, umgängliche und intelligente Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und auf die man sich wirklich verlassen kann. Eine Frau fürs Leben halt. Entsprechend vergötterte er sie und sie konnte praktisch nichts falsch machen. Aber nach ungefähr 2 Jahren begann es mir aufzufallen. Wenn er über seine Beziehung sprach, dann wurden ihre anfangs noch so hoch gelobten positiven Seiten kaum mehr erwähnt. Dafür begann die Kritik zu wachsen. Keine dramatischen Sachen. Im Prinzip alles nur Alltäglichkeiten. Es dauerte nicht mehr lange und es klang alles wieder so wie vor vielen Jahren, als er über seine damalige Frau sprach.
Nach einer halben Stunde Telefonat kam die erwartete indirekte Frage. Soll er Schluss machen?
Ich sagte ihm meine ehrliche Meinung: da alleine zu leben für ihn keine Option ist, wird er irgendwann wieder eine neue Beziehung eingehen. Da wird die Gefahr sehr groß sein, dass er wieder in sein schon bekanntes Schema verfallen wird... am Anfang alles zu idealisieren, um später bei seiner ihm eigenen negativen Denkweise unweigerlich wieder ins andere Extrem zu verfallen. Das bedeutet, er würde mit einem anderen Partner nichts gewinnen sondern lediglich die heutigen Probleme A und B gegen die künftigen Probleme C und D tauschen. Er hätte jedoch wieder eine Person verloren, die es wert gewesen wäre.
50 % einer Beziehung ist man immer selbst und ich denke, an diesen 50% sollte man auch arbeiten, bevor man vorschnell das Handtuch wirft (das Beziehungsende läuft ihm nicht davon). Der heilige Gral der Beziehunglehre besteht nicht darin, dass man keine Hürden und Schwierigkeiten hat... sondern, dass man diese jene mit seinem Partner gemeinsam meistert.
Ich weiß nicht, ob meine Botschaft bei ihm angekommen ist. Er ist ein erwachsener Mensch, es ist sein Leben und er muss mit seinen Entscheidungen leben und klar kommen. Sollte er sich doch gegen seine Beziehung entscheiden, braucht er sich danach jedenfalls bei mir nicht ausheulen.
Ok, warum nicht. Ich habe Zeit.
Ich höre zu, auch wenn ich eh schon weiß, was ich alles hören werde... denn ich kenne ihn nur zu gut. Er ist ein liebenswürdiger und liebenswerter Mensch, aber in Beziehungsfragen ist er ein schrecklicher Negativ-Denker... nicht der "Glas ist halbleer" sondern der "Glas ist ganz leer"-Typ.
Er denkt erwartungsgemäß wieder mal darüber nach, seine seit einigen Jahren bestehende Beziehung zu beenden und schildert mir die Gründe dafür.
Es ist nichts Neues dabei. Alles schon etliche Male zuvor von ihm gehört, nur in etwas anderen Worten verpackt.... "wir sind zu unterschiedlich", "sie versteht mich zu wenig", "wir wohnen zu weit auseinander", "keine Beziehungszukunft" bla, bla, bla und usw.
Als ich ihn vor vielen Jahren kennen lernte, war er auch in einer offensichtlich unglücklichen Beziehung. Er wurde nicht müde zu schildern, wie sehr ihm so viele Dinge an seiner damaligen Frau störten. Als ein Jahr später nicht er sondern SIE die Beziehung beendete, erwartete ich in Anbetracht seiner ständigen und vielfältigen Kritik an seiner Beziehung von ihm eine Reaktion der Erleichterung. Aber zu meiner Überraschung kam diese nicht. Ganz im Gegenteil. Er verfiel geradezu. Auch seine Sichtweise über diese Beziehung änderte sich dramatisch. Er fiel ins andere Extrem. Kein Wort der Kritik mehr. Plötzlich idealisierte er seine Frau geradezu.
Die nächsten Jahre verbrachte er als Single... ein Zustand unter dem er permanent litt. Vor 4 Jahren lernte er jedoch seine jetzige Freundin kennen... eine hübsche, umgängliche und intelligente Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und auf die man sich wirklich verlassen kann. Eine Frau fürs Leben halt. Entsprechend vergötterte er sie und sie konnte praktisch nichts falsch machen. Aber nach ungefähr 2 Jahren begann es mir aufzufallen. Wenn er über seine Beziehung sprach, dann wurden ihre anfangs noch so hoch gelobten positiven Seiten kaum mehr erwähnt. Dafür begann die Kritik zu wachsen. Keine dramatischen Sachen. Im Prinzip alles nur Alltäglichkeiten. Es dauerte nicht mehr lange und es klang alles wieder so wie vor vielen Jahren, als er über seine damalige Frau sprach.
Nach einer halben Stunde Telefonat kam die erwartete indirekte Frage. Soll er Schluss machen?
Ich sagte ihm meine ehrliche Meinung: da alleine zu leben für ihn keine Option ist, wird er irgendwann wieder eine neue Beziehung eingehen. Da wird die Gefahr sehr groß sein, dass er wieder in sein schon bekanntes Schema verfallen wird... am Anfang alles zu idealisieren, um später bei seiner ihm eigenen negativen Denkweise unweigerlich wieder ins andere Extrem zu verfallen. Das bedeutet, er würde mit einem anderen Partner nichts gewinnen sondern lediglich die heutigen Probleme A und B gegen die künftigen Probleme C und D tauschen. Er hätte jedoch wieder eine Person verloren, die es wert gewesen wäre.
50 % einer Beziehung ist man immer selbst und ich denke, an diesen 50% sollte man auch arbeiten, bevor man vorschnell das Handtuch wirft (das Beziehungsende läuft ihm nicht davon). Der heilige Gral der Beziehunglehre besteht nicht darin, dass man keine Hürden und Schwierigkeiten hat... sondern, dass man diese jene mit seinem Partner gemeinsam meistert.
Ich weiß nicht, ob meine Botschaft bei ihm angekommen ist. Er ist ein erwachsener Mensch, es ist sein Leben und er muss mit seinen Entscheidungen leben und klar kommen. Sollte er sich doch gegen seine Beziehung entscheiden, braucht er sich danach jedenfalls bei mir nicht ausheulen.