Also sprach steppenhund am Freitag, 4. März 2011, 22:35 wie folgt:
Entschuldige, da muss ich dir leider entschieden widersprechen. Dass einer seinen Job gut macht, bedeutet noch keinen Freibrief hinsichtlich bestimmter Vergehen für ihn. Du würdest sicher nicht so argumentieren, wenn er einen Mord begangen hätte. Eine Vergewaltigung? Einen Raub? Einen Diebstahl? Wo fängt die moralische Verantwortung an?
Also ein erschlichener Doktortitel ist nur eine Kleinigkeit, sollte man folgern. Es passiert schlimmeres auf der Welt, möchte man meinen.
Nun, in Deutschland mehr noch als in Österreich, hebt der Doktortitel einen aus der Masse heraus. Die Leute werden mit Dr. X angesprochen. Sie werden nicht mit Herr Diplom-Ingenieur angesprochen. In keinem Unternehmen habe ich das erlebt. Doch mit dem Doktor ist das etwas anderes, weil es eine bestimmte Art von Auszeichnung aufgrund eigener Leistung darstellt.
Ein siebzehnjähriges Mädchen wird nach einem kleinen DIebstahl im Supermarkt abgeführt. Es kann nicht sagen: tut mir leid, ich geb es zurück. Das ist aber genau die Verhaltensweise, welche die Verteidiger von Dr. zu Unrecht anführen. Er hat den Titel ja eh zurückgegeben.
Wenn er das beim ersten aufgetretenen Verdacht getan hätte, ("Tut mir leid, war eine Jugendsünde") hätte man es ihm vielleicht nachsehen können. Aber er hat tatsächlich geglaubt, mit dem Betrug durchzukommen, weil er ja sogar von der Kanzlerin unterstützt wurde. Und diese Verhaltensweise ist vielleicht noch schändlicher als der Betrug durch das Plagiieren. Es zeigt, wie ein Mensch reagiert, der sich an der Macht glaubt.
Eigentlich müssten alle Doktoren den Gegenwert von 2 Jahren, - solange werden sie im Durchschnitt gebraucht haben . vom Staat eine Kompensation einfordern. Wir haben gedacht, dass der Doktortitel etwas wert, dass er einen Nachweis bedeutet, jetzt ist alles anders. Wir haben zwei Jahre unseres Lebens weggeworfen, weil wir jetzt draufkommen, dass es eh egal ist.
Im übrigen glauben die Österreicher, dass der KHG ein sehr guter Minister war. Zumindest die Mehrzahl hat das geglaubt, als er mit seiner Schönheit noch obenauf war.
Wer KT als Minister behalten will, muss auch mit KHG einverstanden sein, denn dem hat man noch nicht einmal etwas nachweisen können.
-
Ich stimme im Übrigen zu, dass die Gläsernheit heute einem Menschen in der Öffentlichkeit das Leben nahezu unerträglich machen muss. Deswegen bin ich auch keinem Politiker sein Gehalt neidig oder den Auftritt am Opernball. Doch dies rechtfertigt keinesfalls einen Gesetzesbruch.
Der Fehler geschah zu einer Zeit, als er noch nicht Minister war. Aber das Leugnen des Fehlers geschah während seiner Ausübung des Ministeramts. Und da gibt es keinen Pardon, zumindest von meiner Seite nicht!
das anfängliche Leugnen und Abwiegeln ist wohl eine Folge des "political correctness"-Wahns.
Ich denke, dass das so ähnlich wie bei so vielen Spitzensportlern ist... defacto niemand, der derartige Höhen erreicht, hat eine völlig weiße Weste. Irgendwo hat auch ein Politiker - so wie wir alle - irgendwelche Leichen im Keller. Kein Mensch ist derart perfekt, dass er in einem Lebensalter > 50 Jahren nicht irgendwann bzw. irgendwo etwas unter der Tuchent getan hat, was in so einer Position besser nicht ans Tageslicht kommen soll.
Natürlich kann man das Vergehen nicht ignorieren oder ungestraft lassen. Man soll KT den Doktor aberkennen, man soll von mir aus seinen Gehalt kürzen, zu 1000 Stunden Sozialarbeit verdonnern oder sonstige Bußen auferlegen. Aber er hat seinen Job gut gemacht und so jemand ist mir allemal lieber als ein zwar weißwestiger, dafür aber uninspirierter, phantasieloser und überforderter Bürokratpolitiker ohne Führungsqualität.
Naja, da kommen wir nicht zusammen;)
Aber hör dir einmal das Interview an: http://eugenefaust.twoday.net/stories/nochmal-ktvg
-
Und dann frage ich dich, ob Du dich auf eine Stufe mit den Leuten stellen willst, die ihn so vehement verteidigen?
ich will ihn gar nicht verteidigen, vergiss Guttenberg. Mich interessiert ein deutscher Minister nicht besonders. Ich habe dies nur als Anlass genommen um über eine Entwicklung zu schreiben, die ich schon lange verfolge und die mir nicht besonders gefällt. Über die Tendenz zum gläsernen Politiker und der "political correctness" als Waffe.
am Freitag, 4. März 2011, 22:35 wie folgt:
Also ein erschlichener Doktortitel ist nur eine Kleinigkeit, sollte man folgern. Es passiert schlimmeres auf der Welt, möchte man meinen.
Nun, in Deutschland mehr noch als in Österreich, hebt der Doktortitel einen aus der Masse heraus. Die Leute werden mit Dr. X angesprochen. Sie werden nicht mit Herr Diplom-Ingenieur angesprochen. In keinem Unternehmen habe ich das erlebt. Doch mit dem Doktor ist das etwas anderes, weil es eine bestimmte Art von Auszeichnung aufgrund eigener Leistung darstellt.
Ein siebzehnjähriges Mädchen wird nach einem kleinen DIebstahl im Supermarkt abgeführt. Es kann nicht sagen: tut mir leid, ich geb es zurück. Das ist aber genau die Verhaltensweise, welche die Verteidiger von Dr. zu Unrecht anführen. Er hat den Titel ja eh zurückgegeben.
Wenn er das beim ersten aufgetretenen Verdacht getan hätte, ("Tut mir leid, war eine Jugendsünde") hätte man es ihm vielleicht nachsehen können. Aber er hat tatsächlich geglaubt, mit dem Betrug durchzukommen, weil er ja sogar von der Kanzlerin unterstützt wurde. Und diese Verhaltensweise ist vielleicht noch schändlicher als der Betrug durch das Plagiieren. Es zeigt, wie ein Mensch reagiert, der sich an der Macht glaubt.
Eigentlich müssten alle Doktoren den Gegenwert von 2 Jahren, - solange werden sie im Durchschnitt gebraucht haben . vom Staat eine Kompensation einfordern. Wir haben gedacht, dass der Doktortitel etwas wert, dass er einen Nachweis bedeutet, jetzt ist alles anders. Wir haben zwei Jahre unseres Lebens weggeworfen, weil wir jetzt draufkommen, dass es eh egal ist.
Im übrigen glauben die Österreicher, dass der KHG ein sehr guter Minister war. Zumindest die Mehrzahl hat das geglaubt, als er mit seiner Schönheit noch obenauf war.
Wer KT als Minister behalten will, muss auch mit KHG einverstanden sein, denn dem hat man noch nicht einmal etwas nachweisen können.
-
Ich stimme im Übrigen zu, dass die Gläsernheit heute einem Menschen in der Öffentlichkeit das Leben nahezu unerträglich machen muss. Deswegen bin ich auch keinem Politiker sein Gehalt neidig oder den Auftritt am Opernball. Doch dies rechtfertigt keinesfalls einen Gesetzesbruch.
Der Fehler geschah zu einer Zeit, als er noch nicht Minister war. Aber das Leugnen des Fehlers geschah während seiner Ausübung des Ministeramts. Und da gibt es keinen Pardon, zumindest von meiner Seite nicht!
Ich denke, dass das so ähnlich wie bei so vielen Spitzensportlern ist... defacto niemand, der derartige Höhen erreicht, hat eine völlig weiße Weste. Irgendwo hat auch ein Politiker - so wie wir alle - irgendwelche Leichen im Keller. Kein Mensch ist derart perfekt, dass er in einem Lebensalter > 50 Jahren nicht irgendwann bzw. irgendwo etwas unter der Tuchent getan hat, was in so einer Position besser nicht ans Tageslicht kommen soll.
Natürlich kann man das Vergehen nicht ignorieren oder ungestraft lassen. Man soll KT den Doktor aberkennen, man soll von mir aus seinen Gehalt kürzen, zu 1000 Stunden Sozialarbeit verdonnern oder sonstige Bußen auferlegen. Aber er hat seinen Job gut gemacht und so jemand ist mir allemal lieber als ein zwar weißwestiger, dafür aber uninspirierter, phantasieloser und überforderter Bürokratpolitiker ohne Führungsqualität.
Aber hör dir einmal das Interview an:
http://eugenefaust.twoday.net/stories/nochmal-ktvg
-
Und dann frage ich dich, ob Du dich auf eine Stufe mit den Leuten stellen willst, die ihn so vehement verteidigen?