Betrug. wissentlich, toleriert und belohnt

Es ist jener Albtraum für die FIFA, von der ich mir schon lange dachte, dass er irgendwann kommen wird (müssen).

In einem Spiel von wirklicher Bedeutung (schließlich ging es um die Qualifikation für die Fußball WM 2010 in Südafrika) hat sich Unfairness und Betrug durchgesetzt. Der Franzose Thierry Henry hat den entscheidenden Ausgleich durch ein vorsätzliches Handspiel vorbereitet, wie am Video ganz klar erkennbar ist:


Das startet erneut die schon lange geführte Diskussion um den Videobeweis. Bekanntlich weigert sich die FIFA seit Jahren den technisch mittlerweile machbaren Videobeweis einzuführen. An vorderster Front tritt hier der FIFA-Präsident Sepp Blattner auf. Der Schweizer vertritt die Haltung, dass Fehler menschlich seien und zum Sport gehören. "Wir müssen das menschliche Antlitz des Spiels beibehalten", pflegt er zu sagen. Interessanterweise sind die ehemaligen Weltklassespieler Franz Beckenbauer und Michel Platini seiner Meinung. Sie glauben, dass der Videobeweis der Tod des Fußballs wäre, weil der dieser Sportart durch die dadurch ausbleibenden krassen Fehlentscheidungen so viele Emotionen und Mythen rauben würde.

Ich kann diese Haltung absolut nicht nachvollziehen. Ich will nicht verstehen, wieso ein Tolerieren von Betrug inklusive dem Belohnen der Betrüger einer Sportart ein "menschliches Antlitz" verleihen soll (wenn man genau über diese Aussage nachdenkt, könnte man sie fast schon als Zynismus interpretieren). Und ich will auch nicht glauben, warum das angebliche Fehlen von Emotionen und Mythen ein größeres Problem für den Fußball sein soll als wie ein derartiger Verstoß gegen das Gerechtigkeitsempfinden.

Hier gibt es nur Verlierer. Den Iren wurden ihre verdiente Teilnahme an der WM geraubt, die Franzosen (im speziellen Thierry Henry) werden ihr Betrüger-Image nicht wieder los werden und die FIFA bleibt zwar krampfhaft bei ihrer offiziellen Haltung, aber es geht ihr ganz und gar nicht gut dabei.... wie ein grenzgenialer Scherz des Hollywood-Star Charlize Theron zeigte. Bei einer Probe für die Auslosung lag als letzte Kugel jene von Frankreich in der Schüssel. Sie nahm sie heraus und las laut: "Ireland" vor. Den Verantwortlichen lief die Farbe aus dem Gesicht.

Ich frage mich was wohl wäre, wenn das Endspiel dieser Weltmeisterschaft durch einen derartigen Fehler entschieden werden würde.
Also sprach steppenhund
am Mittwoch, 2. Dezember 2009, 14:20 wie folgt:

So Fehlentscheidungen sind schon passiert. Irgendwann England-Deutschland im Finale. Ging dann zwar 4:2 aus, aber das unrechtmäßige 3:2 hat den Gegnern das Genick gebrochen.
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Zynismus ist der richtige Ausdruck dafür.
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Es gibt aber eine ganz andere Erklärung: Rom, Zirkusspiele und der Daumen des Imperators. Es kommt nicht auf Gerechtigkeit oder Sportsgeist an. Das Volk will Action sehen. Ungerechtigkeit ist auch gut. Darüber kann man sich aufregen und darüber die Unfähigkeit der Regierungen vergessen.
Von einer höheren Warte aus betrachtet, ist es wirklich egal, wie ein Spiel endet und wodurch es entschieden wird. Es ist Theater, hat nichts mit Sport zu tun. Vermutlich ist der innenpolitische Effekt noch wichtiger als der kommerzielle. Es geht um "Ablenkung".
Fussball ist sehr gut geeignet, weil da ganz archaische Emotionen hochkommen.
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Die Iren haben verloren. Na und. Dafür haben sie die EU verzögert ohne wesentlichen Effekt außer einer Kostenverursachung und genereller Verzögerung. Ist aber auch irrelevant, das Nein-Veto war ihr gutes Recht. Wenn man bloß von der Tatsache absieht, dass sie zu den Ländern gehören, die am meisten von der EU profitieren.
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Die Verhöhnung des Publikums "Seht, wir können machen, was wir wollen" geht von Bush über Berlusconi bis zu Achmadimejad. Es geht nicht um Wahrheit oder Gerechtigkeit. Es geht um das Schauspiel. Und das zieht immer.
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Hugh

PeZwo - 2. Dez, 14:33

Beim damaligen 3:2 im Jahre 1966 gab es keine Möglichkeit festzustellen, ob es ein Tor war oder nicht. Heute wussten alle hinter der Mattscheibe nach ein paar Sekunden, dass das Tor der Franzosen irregulär war.

Es ist genau so wie du schreibst. Normalerweise werden diese Mechanismen verschleiert. Sie treten selten so klar hervor wie in diesem Fall. DAS begreift jeder, auch der kleine Mann auf der Strasse. Deswegen wundert es mich, dass das zugelassen wird.
Also sprach silmanja
am Sonntag, 6. Dezember 2009, 17:27 wie folgt:

no - 1986 - England gegen Argentinien war immerhin das Viertelfinale und das Handtor von Maradona war sicherlich spielentscheidend....

PeZwo - 6. Dez, 20:07

Entscheidend würde ich das Handtor nicht nennen. Maradona selbst schoss nachher noch das 2:0, wobei er im Alleingang durch die gesamte englische Abwehr lief. Ich kann mich erinnern, dass damals sogar die Engländer in Ehrfurcht von diesem Jahrhundert-Tor sprachen und sich nicht als Schiedsrichteropfer hinstellten.

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