Der Mädchenjunge David Reimer - eine erschütternde Doku
Heute um halb zehn war wieder einer meiner wöchentlichen Fernseh-Pflichttermine: auf dem Sender VOX zeigen sie wieder eine BBC-Exklusiv Dokumentation mit dem Titel: "David Reimer - der Mädchenjunge".
Ich wußte nicht, worum es hier ging. Aber ich bin jetzt seelisch regelrecht erschlagen.
Auf der Homepage von BBC-Exklusiv wird der Inhalt der Doku folgendermaßen beschrieben:
Er wurde als Junge geboren und musste als Mädchen aufwachsen. David Reimer war acht Monate alt, als sein Penis bei einer Beschneidung verstümmelt wurde. Auf Anraten eines renommierten Sexualwissenschaftler sollte er die folgenden 14 Jahre zur Frau erzogen werden. Der Fall wurde in Fachkreisen schnell als Erfolg gefeiert, doch die Behandlung endete in einer Katastrophe. Das Experiment war zum Martyrium im Dienste der Wissenschaft geworden. BBC-Exklusiv dokumentiert in dieser deutschen Free-TV Premiere mit Hilfe der Original Tonbandaufnahmen und den letzten Interviews mit dem erwachsenen David Reimer vor seinem Selbstmord, die tragische Geschichte eines Jungen, der dem Ehrgeiz der Wissenschaft zum Opfer fiel.
David und Brian Reimer kamen 1965 als Wunschkinder zur Welt. Bei einer routinemäßigen Vorhautbeschneidung wurde durch einen ärztlichen Kunstfehler Davids Penis verstümmelt und mußte entfernt werden. Seine Eltern wussten nicht, was sie tun sollten. Die plastische Chirurgie war weit entfernt von ihren heutigen Möglichkeiten. Eines Abends sahen sie in einem Fernseh-Interview ihren vermeintlichen Heilsbringer: Dr. John Money, ein brillianter Wissenschaftler, der eine begeistert aufgenommene Theorie formuliert hatte, nach der Babys in den ersten Lebensmonaten noch keine geschlechtliche Identität ausbilden würden. Jedes Baby könnte unabhängig von den Chromosomen als Frau oder Mann erzogen werden.
Die Reimers nahmen Kontakt auf. Und aus David wurde Brenda. Die Hoden des Kindes wurden operativ entfernt und die Reste des Penis zu einer kosmetischen Vagina geformt. Brenda entwickelte sich offensichtlich wie ein normales Mädchen. Sie spielte mit Puppen und liebte ihre Kleider. Anfang der siebziger Jahre veröffentlichte Money den Fall als Beweis seiner Theorie.
Doch die Erziehung hatte nur scheinbar über die Natur gesiegt. Das laut Money perfekte kleine Mädchen fühlte sich von Jahr zu Jahr unglücklicher in seiner Haut. Brenda rebellierte gegen die verordnete Geschlechtsrolle. Von den Jungen ignoriert und den Mädchen verspottet, wurde der Teenager vollends zum Außenseiter. Protokolle der Therapiestunden von Money und den Reimer-Zwillingen spiegeln schon früh Brendas tiefe Verstörung wieder und lassen im Nachhinein Zweifel an den Methoden des Psychologen aufkommen.
Als die seelische Not zu groß wurde, eröffnete Brendas Vater ihr schließlich die Wahrheit. Brenda fühlte sich zunächst befreit und entschloss sich fortan unter dem Namen David als Mann zu leben. Hormonkuren und neue Operationen folgten, doch das erhoffte Glück sollte sich nicht einstellen. David Reimer sagte einmal in einem Interview: "Ich würde fast alles dafür geben, wenn ich meine ganze Vergangenheit auslöschen könnte." Nach Jahren der Orientierungslosigkeit, einer gescheiterten Ehe und dem Selbstmord seines Bruders nahm sich David Reimer mit 38 Jahren das Leben.
In der Sendung sah man das letzte Interview (ein paar Monate vor seinem Selbstmord) mit dem Mann und bekam hautnah etwas von der Verzweiflung mit. Es war bedrückend...
Ich wußte nicht, worum es hier ging. Aber ich bin jetzt seelisch regelrecht erschlagen.
Auf der Homepage von BBC-Exklusiv wird der Inhalt der Doku folgendermaßen beschrieben:
Er wurde als Junge geboren und musste als Mädchen aufwachsen. David Reimer war acht Monate alt, als sein Penis bei einer Beschneidung verstümmelt wurde. Auf Anraten eines renommierten Sexualwissenschaftler sollte er die folgenden 14 Jahre zur Frau erzogen werden. Der Fall wurde in Fachkreisen schnell als Erfolg gefeiert, doch die Behandlung endete in einer Katastrophe. Das Experiment war zum Martyrium im Dienste der Wissenschaft geworden. BBC-Exklusiv dokumentiert in dieser deutschen Free-TV Premiere mit Hilfe der Original Tonbandaufnahmen und den letzten Interviews mit dem erwachsenen David Reimer vor seinem Selbstmord, die tragische Geschichte eines Jungen, der dem Ehrgeiz der Wissenschaft zum Opfer fiel.
David und Brian Reimer kamen 1965 als Wunschkinder zur Welt. Bei einer routinemäßigen Vorhautbeschneidung wurde durch einen ärztlichen Kunstfehler Davids Penis verstümmelt und mußte entfernt werden. Seine Eltern wussten nicht, was sie tun sollten. Die plastische Chirurgie war weit entfernt von ihren heutigen Möglichkeiten. Eines Abends sahen sie in einem Fernseh-Interview ihren vermeintlichen Heilsbringer: Dr. John Money, ein brillianter Wissenschaftler, der eine begeistert aufgenommene Theorie formuliert hatte, nach der Babys in den ersten Lebensmonaten noch keine geschlechtliche Identität ausbilden würden. Jedes Baby könnte unabhängig von den Chromosomen als Frau oder Mann erzogen werden.
Die Reimers nahmen Kontakt auf. Und aus David wurde Brenda. Die Hoden des Kindes wurden operativ entfernt und die Reste des Penis zu einer kosmetischen Vagina geformt. Brenda entwickelte sich offensichtlich wie ein normales Mädchen. Sie spielte mit Puppen und liebte ihre Kleider. Anfang der siebziger Jahre veröffentlichte Money den Fall als Beweis seiner Theorie.
Doch die Erziehung hatte nur scheinbar über die Natur gesiegt. Das laut Money perfekte kleine Mädchen fühlte sich von Jahr zu Jahr unglücklicher in seiner Haut. Brenda rebellierte gegen die verordnete Geschlechtsrolle. Von den Jungen ignoriert und den Mädchen verspottet, wurde der Teenager vollends zum Außenseiter. Protokolle der Therapiestunden von Money und den Reimer-Zwillingen spiegeln schon früh Brendas tiefe Verstörung wieder und lassen im Nachhinein Zweifel an den Methoden des Psychologen aufkommen.
Als die seelische Not zu groß wurde, eröffnete Brendas Vater ihr schließlich die Wahrheit. Brenda fühlte sich zunächst befreit und entschloss sich fortan unter dem Namen David als Mann zu leben. Hormonkuren und neue Operationen folgten, doch das erhoffte Glück sollte sich nicht einstellen. David Reimer sagte einmal in einem Interview: "Ich würde fast alles dafür geben, wenn ich meine ganze Vergangenheit auslöschen könnte." Nach Jahren der Orientierungslosigkeit, einer gescheiterten Ehe und dem Selbstmord seines Bruders nahm sich David Reimer mit 38 Jahren das Leben.
In der Sendung sah man das letzte Interview (ein paar Monate vor seinem Selbstmord) mit dem Mann und bekam hautnah etwas von der Verzweiflung mit. Es war bedrückend...
am Sonntag, 10. April 2005, 12:38 wie folgt:
diese wissenschaftsgläubigkeit, alles sei möglich wurde hier drastisch wiederlegt!
ich frage mich auch wozu ein kind schon beschnitten werden muß, auch so eine religiöse doktrin die einmal hinterfragt werden soll...
ja,
Stimmt, die Wissenschaftsgläubigkeit war damals Mitte der 60'er Jahre leider noch viel zu groß. Heute ist es etwas besser geworden, sie ist aber immer noch vorhanden.
Die Beschneidung kann auch aus medizinischen Gründen erfolgen, z.B. wenn die Vorhaut zu eng ist. Dann kann sie nicht zurückgezogen werden und die fehlende Reinigung erhöht die Gefahr von Infektionen.
Mir fehlten die ersten 5 Minuten der Doku. Sagten sie dort, dass sie der Grund der Beschneidung religiöser Natur war?
werd sie aber fragen wenn sie wieder da ist!
@engl
@creature
Da habe ich ja noch Glück gehabt. Ich wurde auch mit 8 Monaten wegen einer Vorhautverengung beschnitten und mir wird jetzt noch schummrig, was damals passieren hätte können.
das Verbrechen
leider habe ich die doku nicht gesehen, aber ich kenne "ähnliche" geschichten ...
daher finde ich es auch immer wieder erschreckend, wie sehr menschen in rollen gedrängt werden, selbst wenn sie es nicht wollen ...
dieses anerzogene ( teilweise extrem gegensätzliche und unvernünftige ) rollenverhalten unserer gesellschaft, das sich meist sehr tief in die menschliche psyche gräbt, ist auch nur sehr schwer umzuändern und immer mit einem grossen leidensprozess verbunden bis der mensch am ende glücklich sein kann / ist, mit der rolle die er gerne ausleben möchte, da die gesellschaft sich meist noch viel langsamer ändert ...
oftmals klappt es nicht ... sehr sehr schade ...
dabei liegt es doch eigentlich in der verantwortung der gesellschaft, jedem menschen seinen eigenen weg zu lassen, und ihn so zu akzeptieren wie er will ...
fehler sind dabei allerdings nicht ausgeschlossen ...
immerhin geht es auch um ein thema das bisher kaum erforscht und sehr komplex ist ...
@elektra
muss hinzufügen, auch wenns heute leichter ist, leicht isses leider immer noch nicht ...
aber ich mag ja nicht undankbar sein ...
zum beispiel wäre ich sehr ungerne im mittelalter oder vor noch 70 jahren gross geworden ...
brrr ...
@elektra