Planen *)

Ich wuchs aufgrund der Erziehung meiner Eltern mit der fixen Meinung auf, dass sich Ziele setzen, Planen und diese Pläne konsequent umzusetzen die Voraussetzung dafür ist sein Leben erfolgreich zu bewältigen.

Das Leben jedoch führte mich in den 90-Jahren mit einer Frau zusammen, die diese unerschütterliche Ansicht ins Wanken brachte. Sie war das Gegenteil von mir... hochgradig emotional, lebte nur für den Augenblick und wechselte ihre Absichten und Ziele möglicherweise öfters als ihre Unterhosen. Somit ergaben sich die Rollen in unserer Beziehung mehr oder minder von selbst... ich war der Planende... der, der die Sachen alle im Griff hatte, alles managte und nicht wegen sondern trotz der unsteten Partnerin meistens alles korrekt schaukelte.

Es liegt auf der Hand, dass diese Beziehung nicht ewig gut gehen konnte und sie ging auch ewig nicht gut. Nach der Trennung war ich mir sehr sicher, dass sie ohne meine ordnende Hand untergehen würde.

Aber... Überraschung,Überraschung. Sie ging nicht unter. Ja, ihr Leben war voll Chaos, Siege und Niederlagen wechselten sich ständig ab, es war ein permanentes Auf und Ab... aber sie ging nicht unter... und das obwohl sie so ziemlich gegen jede Regel verstieß die ich von meinen Eltern mitbekommen hatte. Ich fragte mich ernsthaft warum ihr Leben trotzdem halbwegs klappte und mir wurde irgendwann klar warum sie nicht unterging.

Ich setze mir ein Ziel und mache entsprechende Pläne. Aber manchmal öffnen sich im Leben irgendwo unerwartet neue Türen. Ich beurteilte diese dann immer unter dem Gesichtspunkt meiner Planung... hilft mir diese offene Tür bei meinen Plänen oder nicht? Wenn Nein, dann ignorierte ich sie... was aus meiner Sicht eine durchaus logische Handlungsweise darstellt. Dies hat aber auch einen Nachteil. Es können bei diesen überraschenden Wegen auch sehr gute Chancen dabei sein. Da ich aber alles auch Sicht meiner Pläne beurteile, erkenne ich diese nicht bzw. lasse die Gelegenheit bewusst aus.

Aber jemand, der nicht plant und nur für den Augenblick lebt, ergreift solche Möglichkeiten. Stellt sich heraus, dass es doch nicht gut läuft wird blitzartig alles liegen und stehen gelassen und die nächste offene Tür wird angesteuert. Und damit ergriff sie jene Chancen, die ich liegen gelassen hätte. Wie mir demonstriert wurde, kann man durchaus auch so leben.

Diese Erkenntnis bewirkte in meiner Einstellung Änderungen. Erstens sagte ich nicht mehr, dass gezieltes und planvolles Vorgehen das einzig Richtige im Leben ist. Ich sage seit dem, dass dies die für mich richtige Vorgangsweise ist (das ist ein großer Unterschied!).

Und zweitens wurden mir die Schwächen einer planvollen Vorgehensweise bewusst. Seit dem bin ich ein Anhänger der alten Bauernweisheit "Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum". Man kann mangels Informationen oft nicht gut genug Planen, damit immer alles mit Sicherheit funktioniert. Außerdem können sich zwischen Plan und Ausführung Dinge verändert haben, so dass der Plan nicht mehr korrekt ist. Somit überprüfe ich ständig meine Pläne und passe regelmäßig an.

Es ergaben sich daraus unerwartete positive Nebeneffekte: indem ich die Exaktheit meiner Planung herabsetzte und der Spontanität einen Raum gab, setzte ich nicht mehr selbst so unter Druck wie früher. Ich fühlte mich nicht mehr schuldig oder unfähig, nur weil ich meinen ursprünglichen Plan nicht mehr nach Strich und Faden exakt ausführte. Ich erkannte, dass zwar das Ziel wichtig ist... der Weg dorthin kann aber durchaus variabel sein.



*) inspiriert von einem Fly-Beitrag *g*.
Also sprach flyhigher
am Dienstag, 13. Juli 2010, 14:37 wie folgt:

Natürlich leben Menschen ohne Planung genausogut oder manchmal sogar besser als ich. Ich alte Planerin fühle mich halt wohler, wenn alles wohlgeplant ist, und ich alle Möglichkeiten von allen Seiten betrachtet habe, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein - und das bin ich meist auch. In mir schlummert halt ein furchtbarer Perfektionist. Abhandlungen könnt ich über meinen Perfektionismus schreiben.

PeZwo - 13. Jul, 14:44

Man muss nicht immer perfekt sein, indem man perfekt sein will. Monk ist auch ein guter Polizist. Solange es für dich ok ist, ist es ok*g*
creature - 13. Jul, 14:46

nicht nur monk, auch dr. house, wenn wir schon vorbilder aufzählen!
PeZwo - 13. Jul, 14:48

Danke creature!! Sehr guter Hinweis!
flyhigher - 14. Jul, 07:41

Monk und House als Vorbild. Eine Mischung aus Zwang und Bosheit. Ich weiss ja jetzt nicht, ob das im christlichen Sinne wäre ;-).
PeZwo - 14. Jul, 13:39

*loool*

Ich wollte damit nur sagen, dass Perfektion auf allen Lebensgebieten nicht notwendig ist.
Also sprach theswiss
am Mittwoch, 14. Juli 2010, 10:20 wie folgt:

"Eine gründliche Planung ist der Grundstein jeder erfolgreichen Reise" - Odysseus

PeZwo - 14. Jul, 13:41

"Ich weiß zwar nicht wohin ich will, dafür bin ich aber früher dort"
der Volksmund

Je konkreter das Ziel ist, desto konkreter muss die Planung und Durchführungsdisziplin sein.
Also sprach steppenhund
am Mittwoch, 14. Juli 2010, 13:59 wie folgt:

Ich selbst plane zu wenig, vielleicht auch deswegen, weil es zuerst lohnenswerte Ziele geben muss. Materialistische Ziele waren da nie ausreichender Anreiz. Mein Leben hat bisher eher mäandriert. Trotzdem kann ich nicht sagen, dass irgendeine Erfahrung meines Lebens nicht sinnvoll oder brauchbar für spätere Lebensabschnitte gewesen ist.
Ich gehöre also eher zu den Chancenergreifern.
Vermutlich hätte ich "mehr" aus meinem Leben machen können, wenn ich eine Disziplin wie P2, die mir auch vom Elternhaus mitgegeben wurde, eingehalten hätte. Ich kann allerdings nicht sagen, worin das "mehr" bestanden hätte.
Was ich selbst aber für wichtig halte, sind die Ziele. Für mich sind sie so etwas wie die Sonne für fototropische Pflanzen. Die richten sich einfach nach der Sonnenbestrahlung aus.
Und für genauso wichtig halte ich auch die "Nicht-Ziele". Was gilt es zu vermeiden?
Damit geht die Behandlung dann schon eher in Ausführungen über Glück, Zufriedenheit und Lebensqualität über.
Glück, das ist das offen sein für Chancen.
Zufriedenheit, das ist das Vermeiden von Nicht-Zielen.
Lebensqualität bedeutet, dass man Glück und Zufriedenheit "spielerisch" nicht "planerisch" erfährt.

PeZwo - 14. Jul, 16:28

Ich halte mich wegen meiner "Disziplin" nicht für erfolgreich... eigentlich ist eher das Gegenteil der Fall. Erst nachdem ich mich von ihr etwas befreit hatte, ging es aufwärts.

Aber das mit den Zielen und (ja, du hast recht, ganz wichtig!) Nicht-Zielen sehe ich so wie du. Ganz besonders deinen letzten Satz möchte ich nochmals hervorheben:

Lebensqualität bedeutet, dass man Glück und Zufriedenheit "spielerisch" nicht "planerisch" erfährt.

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