Ortstafeln - Kindereien

Die Kärntner Ortstafeln... eine unendliche österreichische Posse. Jörg Haider wurde immer die Rolle des Konflikttreibers zugeschrieben, in der Realität existierte dieses Problem auch schon zu jenen seligen(?) Zeiten, wo Kärnten noch von roten Landeshauptmännern regiert wurden.

Jetzt, 2,5 Jahre nach dem Tod von Jörg Haider, scheint erstmals in der zweiten Republik von Seiten der Landesregierung eine ganz konkrete Lösung möglich. Aber jetzt sind es wieder die Kärntner Slowenen selbst, die dieser im Wege stehen. Nein, sie sind nicht damit zufrieden, dass 165 Ortstafeln zweisprachig ausgewiesen werden. Es müssen 175 Ortstafeln sein.


Dieser Ortstafelkonflikt ist ein klassisch sinnentleertes Thema, was sich nur zum Austragen von Machtkämpfen eignet. Egal, ob der Name einer Ortstafeln nur in Deutsch oder in Deutsch oder Slowenisch geschrieben steht... weder einem Kärntner mit österreichischen Wurzeln noch einem Kärntner mit slowenischen Wurzeln geht es deswegen besser oder schlechter. Und jetzt, wo von Seiten der Kärntner Regierung nach so vielen Jahren endlich eine Lösung in Sicht ist, legt sich jetzt wieder der Slowenen-Rat quer.

Die haben offensichtlich kein Interesse an einer Lösung. Was könnten die Kärntner Slowenen für das "Nein" eine Motivation abseits der offiziellen Begründungen haben? Haben sie sich schon so an die permanente mediale Präsenz gewöhnt, dass sie das zu erwartende Abgleiten nach der Konfliktlösung in die Bedeutungslosigkeit nicht verkraften? Oder finden sie aus der Rolle der anklagenden Opfer nicht mehr heraus?

Ich halte dieses "Nein" für eine Kinderei, die diesmal von der anderen Seite kommt und wenn sich jetzt die Verhandlungen wieder festfahren und der Slowenen-Rat nach wie vor mit einsprachigen Ortstafeln vorlieb nehmen müssten, von meiner Seite hätten sie kein Bedauern zu erwarten.
Also sprach steppenhund
am Samstag, 9. April 2011, 21:19 wie folgt:

Mein Vorschlag wäre, alle Ortstafeln einsprachig in Englisch zu verfassen. Dann können sich auch "alle" wenigstens zu Recht aufregen.
-
Ich verstehe die Slowenen schon. Wozu zieht man ein Verfahren bis zum Verfassungsgerichtshof durch, um dann einen Kompromiss zu schließen.
-
Aber ich kenne auch das Kopfschütteln von gebürtigen Kärntnern, die ihre eigenen Landsleute nicht mehr verstehen.
Ich finde ja, dass man Kärntnen an Slowenien abtreten sollte.
Das würde uns zumindest den Koralmtunnel ersparen!

PeZwo - 9. Apr, 21:59

*loool* die Idee mit Englisch ist wirklich gut, die gefällt mir.

An den Gerichtsurteilen schrauben sie alle herum, wenn diese nicht den jeweiligen politischen Vorstellungen entsprechen (Stichwort "ziviler Ungehorsam").
flyhigher - 11. Apr, 07:16

Ich bin mir nicht ganz sicher, steht dieses Recht bzgl. der 2sprachigen Ortstafeln nicht irgendwo in der Verfassung? Wenn jeder Paragraph der Verfassung so zurecht gebogen wird, wie es jedem grad passt, dann Pfiati Gott!
(Das ist nur eine sehr dilettantische Meinung, weil ich mich weder mit Verfassung noch mit Ortstafeln auskenne, mir geht nur dieser Streit um selbige furchtbar auf den Keks!)
PeZwo - 11. Apr, 09:22

Nicht Verfassung, im Staatsvertrag steht da irgendetwas drinnen... aber das legt wohl jeder wieder so aus wie es ihm gerade passt. Und jeweiligen Außenminister von USA, Russland, Frankreich und England haben vermutlich etwas Besseres zu tun als wie in Österreich Kindergartentanteonkel zu spielen und die Formulierung klar zu stellen.
derbaron - 11. Apr, 09:47

Naja, Tatsache ist, dass der VfGH als dazu Berufener letztinstanzlich den Staatsvertrag ausgelegt hat - und hier wurde von 10% Bevölkerungsanteil gesprochen. Die jetzt im Raum stehenden 17,5% sind genau der Kuhhandel zwischen den bisherigen 25% und den genannten 10%, der den Slowenenvertretern nun vorgeworfen wird.

Warum nicht einfach das Umsetzen, was der VfGH fordert?
(Andererseits muss man auch berücksichtigen, dass die Verfassungsrechtler Korinek und Adamovich die 17,5% als in Ordnung befunden haben, sollten sich alle darauf einigen.)

Ist ein schwieriger Fall - ich seh's aber so, dass die Slowenischsprachigen vor dem VfGH einen Erfolg errungen haben, aber dass die Gegner der 2-sprachigen Tafeln ihnen den Erfolg nicht gönnen wollen - daher wohl eine Lösung, bei der ein Gesichtsverlust der Slowenischsprachigen inkludiert ist. Rein sachlich wäre eine schnelle Umsetzung der 10% schon vor einigen Jahren die sauberste und fairste Lösung gewesen.

(Wenn ich eine Strafe wegen Schnellfahren nicht zahlen will und das bis zum OGH durchkämpfe, der OGH bestimmt letztinstanzlich, dass ich 1'000 EUR zahlen muss, dann kann ich ja auch nicht zur Polizei gehen und versuchen, 700 EUR auszuhandeln)
nömix - 11. Apr, 10:54

Bemerkenswert an dem Kärntner Ortstafel-Affenzirkus ist ja gar nimmer, dass es um eine ethnische Minderheit geht, sondern dass er mittlerweile eh nur mehr einer marginalen Minderheit (auf beiden Seiten) zur persönlichen Unterhaltung dient. Dem Großteil der Menschen wär das völlig wurscht, wenn nicht ein kleines Grüppchen Karawanken-Komiker dieses Affentheater dort unten bemüht am Weiterlaufen erhalten möchten.
Im Burgenland hats die zweisprachigen Ortstafeln schon ewig, und keine Sau juckts - im Gegenteil, sind die oft recht witzig: war früher (bevors die Nordost-Autobahn gab) jedesmal erheitert, wenn ich über die Dörfer in die Slowakei rüberfuhr und die deutsch/kroatische Ortstafel las:
Parndorf
Parndrof

(@Steppenhund, bald wirds in Kärnten eh wieder neue Diskussionen geben: über zweisprachige Ortstafeln in deutsch/libysch ;)
PeZwo - 11. Apr, 11:57

@baron: wow. Für einen Auslandsösterreicher kennst du dich aber noch recht gut aus*g*
PeZwo - 11. Apr, 12:01

@nömix:

Yep. Die Ortstafeln dienen zur Unterhaltung, zum persönlichen Ego (ständig in den Medien vorkommen) und - wie ich schon schrieb - wunderbar zum Austragen von Machtkämpfen. Ich frage mich generell: warum überhaupt zweisprachige Ortstafeln? Für die paar Touristen aus der jeweiligen Weltgegend, die neu sind? Die hier Angesiedelten werden doch wohl auch so wissen, wo sie gerade sind.
derbaron - 11. Apr, 13:53

@pezwo: Für den Tourismus sind 2-sprachige Tafeln egal. Es geht dabei tatsächlich um die Wahrung der kulturellen Identität von sprachlichen Minderheiten. Und warum soll man einer Minderheit nicht zeigen, dass man sie schätzt und ihre Kultur achtet statt von ihr zu verlangen, dass sie sich assimiliert?

Es wäre zB ein Affront gegenüber den Südtirolern gewesen, ihnen ihre deutschsprachige Identität zu rauben, deutschsprachige Tafeln durch rein italienische zu ersetzen und italienisch als einzige Amtssprache zuzulassen. Die Schweiz kommt sehr gut mit 4 Sprachen zurecht - in allen Übergangsbereichen sind Ortsschilder, Strassennamen etc. 2-sprachig. In Rumänien gibts in Siebenbürgen 2-sprachige (rumänisch / deutsche) Tafeln. Usw ...

Ich persönlich finde es sogar hochinteressant, wenn ich ins Burgenland komme und plötzlich auf eine Ortstafel stosse, auf der sich auch eine kroatische Aufschrift befindet. Mir zeigt das, dass hier eine kroatische Minderheit lebt, die ihre Kultur pflegt. Warum soll man das nicht sichtbar machen?

In Kärnten ist es tatsächlich ein Machtkampf, der nicht sein müsste. Wobei nocheinmal: Das Recht ist hier klar auf Seiten der slowenischsprachigen Österreicher, weil es einen klaren Bescheid der Letztinstanz gibt, und hätte die Politik nicht ständig gegen die Tafeln opponiert, wäre das Thema längst vom Tisch.
PeZwo - 11. Apr, 18:12

Ich gebe zu, dass ich das emotional nur schwer nachvollziehen kann. Würde ich irgendwo im fremdsprachigen Ausland wohnen, dann käme ich nie auf die Idee zweisprachige Ortstafeln zu verlangen. Ich würde dies auch sicher nicht als Gradmesser für meine kulturelle Identität sehen.

Aber gut, die Menschen sind eben nicht alle gleich.
flyhigher - 12. Apr, 07:23

Hm... meine Geschichtskenntnisse sind nicht gar so gut, und ich habe auch jetzt grad nicht die Zeit, das zu recherchieren. Aber irgendwas sagt mir, dass wir es hier nicht mit "Ausländern" zu tun haben, sondern dass diese Ortstafel-Geschichte aus einer Länderverschacherei zustande gekommen ist. Wenn ich mich in diesem Sachverhalt nicht irre (und ich bin mir wirklich nicht sicher...), dann ist die Grundlage ja wohl nicht die, dass sich fremde Kulturen ansiedeln und ein Recht verlangen, sondern das Gebiet wurde an Österreich verkauft, und somit ist es eines ihrer Grundrechte.
Aber korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
derbaron - 12. Apr, 23:14

Das ist so, Flyhigher, da gehts eben nicht um Ausländer. Keiner würde auf die Idee kommen, für türkische Zuwanderer in Wien 2-sprachige Tafeln zu verlangen. Bei den slowenischspachigen Kärntnern handelt es sich aber nicht um Zuwanderer, sondern um eine Volksgruppe, die schon immer hier gewohnt hat. Genauso wie Südtiroler keine Ausländer in Italien sind und genauso wie es in der Schweiz sogar vier Volksgruppen unterschiedlicher Muttersprache gibt, die dennoch alle Schweizer sind.
Also sprach teacher
am Dienstag, 12. April 2011, 18:44 wie folgt:

Ich frage mich die ganze Zeit, ob es keine anderen Probleme zwischen den Volksgruppen gibt. Wenn nicht, Hallelulja!

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