Minarettverbot

Die Schweizer Volksabstimmung, die sich für ein Minarettverbot ausgesprochen hat, schlägt große Wellen und ganz besonders wird die Folgewirkung auf andere europäische Länder befürchtet.

Vorgestern war ich in einem alten traditionellen Linzer Gasthaus und stellte fest, dass es mittlerweile ein China-Restaurant geworden ist. China-Restaurants, betrieben von Chinesen, gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Hört man je fremdenfeindliche Töne gegen Chinesen? Nein, ich kann mich nicht daran erinnern. Da scheint es diese sogenannte Ausländerfeindlichkeit nicht zu geben.

Bei Moslems und Islamisten ist das anders... was mich in Grunde auch nicht verwundert. Ich schrieb bereits einmal über die 8 schlimmsten Terroranschläge der letzten Jahre. Ich habe das Gefühl, dass die sicherlich in großer Überzahl befinden friedfertigen Moslems sich bis heute nicht so richtig darüber im Klaren sein dürften, dass die Religionsfanatiker auch ihrem Namen handeln. Und die Wirkung bleibt nicht aus. Die Bevölkerung hat schlicht und einfach das Gefühl bekommen, dass sie sich vor dem Islam schützen muss. Ob dies gerechtfertigt ist oder nicht, sei dahin gestellt. Es ist jedoch eine subjektive Realität geworden, die man sich nicht politisch weg wünschen wird können... spätestens nach dem nächsten Terroranschlag im Namen des Heiligen Krieges.

Diese Volksabstimmung ist eine durchaus logische und erwartbare Folge dieser Entwicklung.
Also sprach Weihnachtsstern (Gast)
am Montag, 30. November 2009, 08:13 wie folgt:

Eine logische Folge, aber sie löst keine Probleme. Es entstehen nur Neue, Grössere, Radikalere.

PeZwo - 30. Nov, 08:53

Das dürfte korrekt sein. Es ist ein Vermeidungsverhalten, aber kein Lösungsansatz.
Also sprach Sturznest
am Montag, 30. November 2009, 09:18 wie folgt:

Vor den Chinesen hat man ganz einfach wirklich Angst, deshalb halten die Nationalisten auch die Klappe, Nationalisten sind nämlich feige, sonst wären es ja keine.

PeZwo - 30. Nov, 09:27

Das glaube ich nicht.

Ich tippe eher drauf, dass die Chinesen deswegen kaum eine Rolle spielen, weil sie unauffällig sind. Es gibt keine Terroranschläge gegen zivile europäische Einrichtungen zu denen sich Chinesen lautstark und stolz bekennen. Und es existiert auch keine Religion, in dessen Namen zum Krieg aufgerufen wird. Da fehlt der Background um die Massen zu mobilisieren.
Sturznest - 30. Nov, 09:55

von diesem Terroranschlag redest Du aber wahrscheinlich nicht...
250 000 Menschen kamen in Bosnien ums Leben weil sie muslems waren, aus keinem anderen Grund

PeZwo - 30. Nov, 10:12

Das war ein Bürgerkrieg, kein Terroranschlag. Für die Opfer macht dies zwar nicht den geringsten Unterschied, aber in der öffentlichen Wahrnehmung ist dies etwas anderes als Bomben in Zügen zur Explosion zu bringen.
Sturznest - 30. Nov, 18:28

Du glaubst ernsthaft einer russischen Regierung die kritische Journalisten umbringen läßt dass das ein Anschlag der Muslime war und das war auch kein Bürgerkrieg, es gab Konzetrationslager, Menschen wurden aus ihren Orten, aus ihrem Land vertrieben, nur weil sie muslemisch waren.
Ein Bekannter von mir kam mit dem Leben davon, weiil ihn in Sarajevo ein serbischer Kollege gewarnt hatte nicht zu einer Betriebsversammlung zu gehen.
Hinterher hatte er erfahren dass nur muslemische Arbeiter dort waren und alle wurden erschossen, das was Du Bürgerkrieg nennst war ein Genozid.
Die Stadt Sarajevo wurde über Jahre von jeder Außenwelt eingeschlossen, in Sebrencia wurden Menschen nur deshalb erschossen weil sie muslime sind.
Warum wird Herr Karadzic wohl angeklagt, wegen Bürgerkrieg?
PeZwo - 30. Nov, 20:33

Das kann alles sein, was du da schreibst.

Aber außerhalb von Jugoslawien wurde der Konflikt in Bosnien als Bürgerkrieg wahrgenommen... egal was er tatsächlich war. Und die Gewalt war auf das dortige Gebiet begrenzt.

Die Terroranschläge von London und Madrid hatten jedoch eine ganz andere Wirkung. Wenn Mr. Durchschnitt danach in die U-Bahn ging und in einer Ecke einen Koffer stehen sah, dann konnte er sich nicht sicher sein ob er nicht auch gleich ein Opfer des Terrors werden wird. Hier wurde die Gewalt direkt in den eigenen Lebensbereich gebracht und diese Situation brannte sich in das emotionale Gedächtnis ein.
Sturznest - 1. Dez, 08:51

Er wurde nicht als Bürgerkrieg wahrgenommen, er wurde so bezeichnet damit man keine Farbe bekennen muss.
Und ich finde es fantastisch wie hier ein Europa vom anderen einfach getrennt wird, ich weiß schon wie sinnlos diese Worte sind, denn die Propaganda ist viel stärker, gut der Mann im Zug hat also Angst vor den fremden muslimischen Koffern, aber woher weiß er denn dass der Koffer Muslim ist?
Übrigens Wieviel Menschen sterben eigentlich in Tschetschenien?
PeZwo - 1. Dez, 09:28

Wenn dort so ein Koffer steht werden viele Durchschnittsbürger sehr rasch ohne jeglichen weiteren Beweis eine Verbindung zu den Terroranschlägen herstellen. Das ist nicht logisch, aber Emotionen und Ängste spielen sich eben nicht im rationalen Bereich ab. Das kann man anprangern, man kann etwas anderes fordern oder es sich wünschen... aber ich fürchte, das wird nicht viel nützen.
Also sprach pipistrella
am Montag, 30. November 2009, 17:59 wie folgt:

das verrückte ist, dass die vielen muslims in der schweiz recht gut integriert sind. es gibt wenig quartiere, wo man nur kopftücher sieht, so wie ich das in anderen ländern (vor allem in grossstädten) gesehen habe. ich denke, in der schweiz weiss man sogar von vielen menschen nicht mal, dass sie muslims sind und ich denke, das war bei dieser abstimmung das grosse problem, dass man nur von den muslim wusste, welche straftaten begangen haben und von den anderen hat man nur wenig bis gar nichts gehört/gelesen/gesehen.

übrigens habe ich mich noch vor 2 wochen gefragt, ob die gegner der initiative bewusst so wenig gegenkampagnen machen, um die diskussion um dieses polemische plakat nicht weiter anzuheizen oder ob das einfach blauäugigkeit sei. mein mann meinte dann auf meinen hinweis, er vertraue auf den gesunden menschenverstand der leute. ich befürchtete da schon, dass es so kommt, wie es jetzt leider kam.

womit ich mich als gegnerin dieser initiative geoutet habe.

PeZwo - 30. Nov, 20:36

Ich bin mir ziemlich sicher, dass so eine Volksabstimmung in anderen Ländern hier in Mitteleuropa ein ähnliches Ergebnis bringen würde.

Das Thema Islam scheint die Menschen wirklich zu beschäftigen.
flyhigher - 1. Dez, 07:36

"Salzburg heute" gestern abend, Frage zum Tag, von etwa 7 befragten Personen gab es nur einen einzigen, der nichts gegen einen Minarett-Bau einzuwenden gehabt hätte und das Wort "Religonsfreiheit" verwendete. Alle anderen waren sich nicht zu schade, (manche auch sehr direkt und aggressiv) in die Kamera zu sagen, dass "diese Leute" in ein anderes Land gehen sollen zum Beten, und sich in unserem Land gefälligst anzupassen hätten.
Anpassen ja, aber an unsere Religion? Echt jetzt? Und, was ist "unsere Religion"?
Anzumerken wäre noch, dass die Befragung in Hallein stattfand, eine Stadt mit sehr hohem Ausländer-Anteil.
PeZwo - 1. Dez, 08:37

@fly

Überrascht mich absolut nicht. Das Thema beschäftigt eben die Menschen und sie können - um nicht gleich als ausländerfeindlich oder gar als Rechtsradikal abgestempelt zu werden - ihre Ängste nicht öffentlich artikulieren. Solche Situationen wie jetzt bzw. auch Wahlen (Stichwort FPÖ) bieten dann Ventile für diese Gefühle... soviel auch zu dem Thema des Stimmenzuwachses für die rechten Nationalisten.
Sturznest - 1. Dez, 09:00

Das Thema "Wie lasse ich mich am besten aufhetzen" scheint die Leute zu interessieren, ansonsten könnte man ja Salman Rushdie lesen, oder Orhan Pamuk, ansonsten könnte man ja mit Muslems reden, aber das will ja keiner
Also sprach schlafmuetze
am Dienstag, 1. Dezember 2009, 20:14 wie folgt:

Und ??? Was soll das jetzt bringen? Typisch, erst mal verbieten.
Dann braucht man sich auch nicht mit dem Thema auseinandersetzen. Womöglich hätte man noch einen Kompromiss schließen müssen. Das wäre der Untergang des Abendlandes.
Ich denke mal, die meisten Befragten wissen noch nicht einmal, das ein Minarett nur der Turm ist, von dem zum Gebet gerufen wird.
Wofür also - frage ich mich - wird der jetzt verboten? Von einer Moschee ist nicht die Rede. Was soll das denn bringen?
Eben ein bisschen zeigen, wie kleinkariert man doch hier im aufgeklärten, modernen, demokratischen Westen ist ?
Welcher Satz wird noch mal dem Albert Einstein zugeschrieben: "Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher."
Grüßli

PeZwo - 1. Dez, 23:35

Ich glaube nicht, dass das mit Dummheit zu tun hat.

Die Menschen haben offensichtlich vor dem Islam Angst. Die Gründe dafür sind vielfältig, einen möglichen Grund habe ich oben geschrieben. Offiziell kann man diese Ablehnung schwer kommunizieren, sonst gilt man schnell als dumm, ausländerfeindlich und/oder Rechtsradikal. So eine Abstimmung über eine Symbolik ist eine Gelegenheit sein Unbehagen anonym und doch öffentlich zu artikulieren, die genutzt wurde.
kraM - 2. Dez, 14:51

die abstimmung ist eine gelegenheit gewesen, einen sündenbock zu finden. im übrigen müssten nach obiger logik (also einige wenige sind terroristen, deswegen müssten die anderen das verstehen, dass wir gegen ihre religionsfreiheit stimmen) z.B. auch alle Deutschen rechtliche sanktionen für alle deutschen akzeptieren, weil es eine minderzahl von nazis gibt.

zudem sagt die menge von menschen, die für etwas stimmen, nichts über die richtigkeit der sache aus. sowas klärt man in diskussionen und mit argumenten.
PeZwo - 2. Dez, 17:26

@kram

Ich habe versucht irgendwelche Gründe zu finden, warum diese Abstimmung so ausgegangen ist. Das Warum sagt nichts über richtig oder falsch aus (insbesonders da diese beiden Begriffe sehr subjektiv sind)

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