Krankenhausnachlese

In Summe gesehen, war diese eine Woche doch gar nicht so schlecht.

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Ich packte zuhause meinen Laptop ein, da ich offline einiges arbeiten wollte. Die erste positive Überraschung dieser Woche bestand darin, dass ich am ersten Tag das Wireless-LAN des Krankenhaus entdeckte. Es durfte von den Patienten zu einem geringen Tarif (1 Euro pro Tag Flatline) genutzt werden. Ich hätte zwar ein Mobile-Internet dabei gehabt... aber das ist natürlich noch besser.

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Dies nutzte ich gleich am ersten Abend, wo ich in unserem 5-Mann Zimmer - im Bett liegend - im Internet herumchattete und mit Kopfhörer Musik lauschte. Dies hätte fast unangenehme Folgen gehabt. Mein Bettnachbar fühlte sich durch das Klappern der Tastatur gestört und bat mich, damit aufzuhören ... was ich wegen den Kopfhörern nicht hörte. Er fühlte sich ignoriert und ging eine Stunde später wutentbrannt zum Doktor. Dieser drehte das Licht auf und erst dann bemerkte ich die Situation. Selbstverständlich beendete ich sofort meine Aktivitäten.
Am nächsten Morgen bemerkte ich, dass mein Nachbar immer noch sehr sauer war. Ich packte meine ganzen Konfliktmanagementfähigkeiten aus und bereinigte die Situation. Eine Viertel Stunde später lachte er wieder und wir hatten danach die restliche Zeit ein sehr gutes Verhältnis. Inzwischen wurde sein ganzer Unterkiefer erfolgreich neu konstruiert und es geht ihm recht gut.

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Der Kontakt zu einem anderen Zimmernachbar machte mich nachdenklich. Er zeigt mir, dass auch nach einer erfolgreichen 9 Monate zuvor passierten Krebsoperation die Probleme noch lange nicht vorbei sind. Und so kann es passieren, dass ein mitten im Leben stehender erfolgreicher Geschäftsmann durch Bestrahlung und Chemotherapie körperlich so sehr aus der Bahn gerät, dass er ohne ärztliche Hilfe in sehr ernsten Schwierigkeiten wäre. Wir haben einen guten Draht zueinander gefunden. Er hat mir beeindruckende Erlebnisse aus seinem Leben erzählt und wir verabschiedeten uns mit dem beidseitigem ernstgemeinsten Wunsch, dass wir den Kontakt aufrecht erhalten werden. Ich machte eine Ausnahme und gab ihm die URL meines Weblogs.
Lieber G., der Weg zurück, dorthin so du mal warst, wird zwar noch etwas dauern... aber dein Wille ist ungebrochen, das ist klar erkennbar. Und deswegen wird es trotz aller Schwierigkeiten am Ende doch nur eine Frage der Zeit sein.

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Fast schon skuril muteten die täglichen morgendlichen Visiten des Gottes in Weiß an. Er ging von Bett zu Bett und dort hatte man in etwa zwischen 13 und 16 Sekunden Zeit für eine Kommunikation. In seinem Windschatten befand eine ganze Ärzteschar. Ich begann irgendwann zu zählen... es waren meistens so zwischen 8 und 14 Ärzte, welche ihrem Chef allmorgendlich stumm und unauffällig folgten.

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Ich bekam täglich Besuch, wobei einer davon für mich sehr überraschend kam. Ich habe diese Stunden sehr genossen und - egal was die Zukunft bringt - der Nachmittag und Abend wird mir als etwas ganz Besonderes im Gedächtnis bleiben.

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Den Vormittag lieh ich G. meinen Laptop und verbrachte nach den Untersuchungen die Zeit am Gang, welchen ich - meinen Bewegungdrang stillend - auf und ab ging. Machmal sprach ich mit anderen Patienten, aber die meiste Zeit nutzte ich um schlicht und einfach nachzudenken... über mich... über andere... über die Zukunft... über so vieles.
Den Nachmittag nutzte ich um endlich wieder Bücher zu lesen und der Abend gehörte dem Internet.

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In meinem normalen Leben habe ich selten die Zeit dazu mich gedanklich mit mir selbst intensiv zu beschäftigen ... und wenn ich mal die Zeit dazu hätte, dann bin ich nicht immer in der Stimmung dafür... aber hier war dies anders. Wie ich bereits andeutete, könnte es durchaus sein, dass ich irgendwann erzählen werde, dass genau in dieser Woche eine ganz wichtige Weichenstellung in meinem Leben passiert ist.
Also sprach gulogulo
am Montag, 25. Juni 2007, 20:58 wie folgt:

zu sechst im zimmer? wäre eine horrorvorstellung für mich. zu zweit reicht vollkommen.
einen interessanten menschen habe ich allerdings auch mal dort kennen gelernt. ein "alter herr", früher ein ziemlich hohes tier mit besten kontakten, mit dem man wirkliche ausgezeichnete gespräche führen konnte ... für mich waren seine erzählungen quasi eine zeitreise durch die letzten über 70 jahre der republik.

PeZwo - 25. Jun, 21:02

wir waren zu fünft.

Ja... das mit den Kontakten kommt auch hin... wobei aber der Zeitrahmen der Erzählungen sich "nur" auf die letzten 20 Jahre beschränkte und den Osten Europas umfasste.
Also sprach sillerbetrachter
am Montag, 25. Juni 2007, 22:50 wie folgt:

krankenhaus mit 1 € flatrate. das nenne ich luxus pur! (mir sind in diesen "anstalten" meist nur automaten begegnet. da kostete dann eine stunde 1 €.)
schön, dass du alles gut überstanden hast. :)

PeZwo - 25. Jun, 23:41

ja, ich war wirklich angenehm überrascht. Es klappte alles vorzüglich.
Also sprach flyhigher
am Dienstag, 26. Juni 2007, 13:23 wie folgt:

du siehst im fernsehen wohl keine ärzte- und krankenhausserien, denn sonst wüsstest du, dass die den gott in weiss begleitende ärzteschar assistenzärztler sind die (mal gebannter, mal weniger gebannt, je nach spektakularitätsgrad der krankheit) an seinen lippen hängen :-))!

PeZwo - 26. Jun, 17:30

ja, du hast recht. Die einzige Serien, welche ich sehe sind BBC-Exklusiv und Universum. Ich habe von E.R. oder Greys Anatomy usw. noch nie eine Folge gesehen.

Aber das stimmt nicht ganz. Wie am jeweiligen Namensschild erkennbar, waren nicht nur die Assistenzärzte sondern auch alle Oberärzte mit dabei...
Also sprach cheridwen
am Mittwoch, 27. Juni 2007, 10:30 wie folgt:

Das spricht für die Theorie, dass alles im Leben einen (tieferen) Sinn hat und sogar unangenehme, negative Ereignisse (zu denen ich Krankenhausaufenthalte ad hoc durchaus zählen würde) ihre (ungeahnten) positiven Seiten haben.

PeZwo - 27. Jun, 11:32

das klingt nachvollziehbar...

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