Meinungsfreiheit

Da ich die Hälfte meiner Zeit in Deutschland verbringe, bekomme ich naturgemäß von der Debatte über das Buch "Deutschland schafft sich ab" und um die Person Thilo Sarrazin so einiges mit.

Was hier abläuft ist nicht gut. Gar nicht gut. Jetzt soll er aus seinem Job rausgeschmissen werden und der Ausschluss aus der SPD wird auch nicht lange auf sich warten lassen.

Unabhängig davon, ob man die Meinung in seinem Buch für richtig oder falsch erachtet, es ist seine Meinung und er hat das Recht diese zu publizieren. Und die Aufregung zeigt deutlich, dass er seinen Finger auf offene Wunden gelegt hat und es offensichtlich ein womöglich schon dringenden Diskussionsbedarf über dieses Thema gibt. Den drohenden Rausschmiss halte ich für blöd und unüberlegt. Er hat dieses Buch als Privatmann geschrieben. Der Inhalt hat keine strafrechtliche Relevanz und es ist sein Recht seine persönliche Meinung, die nicht das geringste mit seinem Job zu tun hat, zu veröffentlichen.

Natürlich trägt er selbst an dieser Eskalation auch einen Teil der Schuld. Wer dem Establishment derart ans Bein pinkelt, der darf sich keine Fehler erlauben. Sarrazin hätte wissen müssen, dass in solchen Fällen die wirksamste Moralkeule unserer Zeit bei der ersten Gelegenheit gnadenlos eingesetzt werden wird. Da hatte der Sager über das "Judengen" schon etwas von einem publizistischen Selbstmord mit Anlauf. Er hat offensichtlich nichts aus dem Fall Eva Hermann gelernt.

In Summe bleibt das schales Gefühl, dass trotz offizieller Meinungsfreiheit ein Unbequemer mittels eines Exempels mundtot gemacht werden soll. Ich bin auf die weiteren Entwicklungen in dieser Causa schon sehr gespannt.
Also sprach schlafmuetze
am Sonntag, 5. September 2010, 22:25 wie folgt:

Moin moin ...

jaja der Thilo. Dumm wie Brot. Wie kann man sich solche Entgleisungen, wie den Spruch mit dem Judengen leisten.
Meinetwegen muß er aber nicht gehen. Ich finde ihn zwar blöd, weil er nur provoziert, statt etwas zu tun, aber für den Rauswurf reicht es nicht. Da müßten ja dann auch viele andere gleich mitgehen.
Schade ist, dass das Thema Integration mal wieder für persönliche Zwecke mißbraucht wird. Statt etwas zu tun. Wie immer.
Da werden Gelder verschleudert für z.B. : Arbeitslosenmaßnamen mit dem Thema "Wie schreibe ich eine Bewerbung".
In dieser Maßnahme, die 14 Tage dauert, sind ca. 30 Teilnehmer, von denen 15 kein Deutsch sprechen - geschweige denn schreiben - und aus 10 verschiedenen Ländern kommen. Niemand kommt auf die Idee, diese Menschen in Deutschkurse zu schicken. Kein Geld. Aber diese nutzlosen Maßnamen vom Arbeitsamt werden bezahlt. Eine schwachsinnige Entscheidung von vielen.

Es gäbe viel zu tun in Deutschland, aber scheinbar ist das nicht gewollt. Herr Sarrazin will es auch nicht. Er will mit dem Buch Geld verdienen.
Und Meinungsfreiheit? Ja, die haben wir. Sie wird aber gar nicht sooo gern gesehen ... bei anderen.
Grüßli in die neue Woche

PeZwo - 9. Sep, 09:17

Nein, für dumm halte ich ihn nicht... auch wenn er einen Fehler gemacht hat. Und ich zweifle, dass er das Buch nur wegen den zu erwartenden Einnahmen geschrieben hat. Als Banker hat er sicher andere Möglichkeiten zu Geld zu kommen, bei denen er seine persönliche Reputation in der Öffentlichkeit nicht auf's Spiel setzen muss.
Also sprach kraM
am Sonntag, 5. September 2010, 22:57 wie folgt:

"In Summe bleibt das schales Gefühl, dass trotz offizieller Meinungsfreiheit ein Unbequemer mittels eines Exempels mundtot gemacht werden soll."

Die Aussage ist doch weit überzogen. Bei uns gibt es höchstens geringfügige Probleme mit der Meinungsfreiheit. Das erweckt ein bisschen den Eindruck, als würden hier massenhaft Menschenrechte verletzt. Die Politik hätte sich mit den (größtenteils schwachsinnigen) Argumenten auseinandersetzen müssen. Das wäre souveräner gewesen, dass aber jemand, der gegen die eigene Klientel hetzt, aus der spd geworfen werden soll, ist nicht übermäßig überraschend. und wenn ich eine hetzschrift gegen muslime veröffentliche, würde ich mich auch nicht übermäßig wundern, wenn mein arbeitgeber mich rauswirft, weil ich dem betrieb schade. sicher kann man insgesamt über den fall streiten, aber gleich meinungsfreiheit schreien ist wirklich etwas übertrieben.

PeZwo - 9. Sep, 09:14

Ich sehe das differenzierter. Sein Job ist nicht Moral oder Politik sondern mit Geld umzugehen. Ihn wegen seiner politischen Meinung rauszuschmeissen wäre ungefähr so, als ob mich mein Chef von meinem Programmiererjob suspendiert, weil ihm mein Musikstil, den ich in meiner Freizeit spiele, nicht gefällt.

Einen Rauswurf aus der SPD kann ich da noch eher verstehen. Politische Haltung ist deren Kerngeschäft und wenn's da nicht mehr passt dann kann man durchaus der Meinung sein sich zu trennen.
kraM - 9. Sep, 11:09

Das skurrile ist letztendlich, dass die bank ihm wegen seiner aussagen im interview vor einiger zeit bereits den wichtigsten bereich (geld) entzogen hat, und er dadurch erst soviel zeit hatte, in so einer position ein dickes buch zu schreiben. das spricht ziemlich gegen seine produktiviitätsthesen. abgesehen davon ist es eine schlechte analogie, es geht ja hier darum, dass viele seine aussagen als hetze verstehen, wie kann man hetze mit dem favorisierten musikstil vergleichen? er schadet seinem arbeitgeber mit seinen aussagen. die aussage, was man als musikstil mag fällt auch eher nicht so unter meinungsfreiheit. ein besseres, wenn auch eher drastisches beispiel, wäre, wenn ich neben meiner tätigkeit für die npd tätig wäre und das als funktionär. kaum jemand würde wohl bestreiten, dass ich als verfassungsfeind probleme im job kriegen werde.
PeZwo - 9. Sep, 11:52

Naja, ok... zugegeben. Der Vergleich ist nicht besonders gut, mir ist in dem Moment nichts besseres eingefallen.

Er verstieß - soweit ich informiert bin - mit dem Schreiben eines Buches nicht gegen die Statuten seiner Firma und das Thema des Buches hat nichts mit seinem Job zu tun. Wenn sie ihn los werden wollen, dann hätte es sicher diskretere Möglichkeiten gegeben als so eine demonstrative Aktion genau zu dieser Zeit. Damit politisiert auch Bundesbankvorstand und das halte ich nicht für klug. Das Politisieren sollten der Bankvorstand den Parteien überlassen.

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