Freitag, 19. Juni 2009

Rattle and Hum

Vor einer Woche, als die FamS in ein Geschäft einfiel um die DVD-Abteilung zu plündern, spazierte ich so zwischen Regalen umher. Ich hatte nicht vor, auch Beute zu machen. Aber dann blieb mein Blick hängen. Ich sah "Rattle and Hum", jenen Musik-Film den U2 Ende der 80-er Jahre herausbrachte. Preis der DVD: 9,90 Euro. Da überlegte ich nicht lange. Ich griff zu.

Heute sah ich ihn mir erstmals in Ruhe an. Oh, Mann. Waren die mal jung. Bei den Interviews stotterten sie teilweise ziemlich unsicher herum. Auch das Aussehen war so viel anders. Edge... mit langen Haaren und ohne seine heute obligate Haube, Larry mit einem Milchbubengesicht und Adam ohne seine weißen Haare. Aber am meisten hat sich Bono verändert. Mit ärmellosen T-Shirt, muskelbepackten Oberarmen und langen Haaren, gab er optisch da definitiv etwas her. Bono spielte wesentlich öfters selbst mit der Gitarre mit, als er es heute macht. Aber am meisten fiel mir die Veränderung seiner Stimme auf. Sie hatte einen ganz anderen Klang als heute... deutlich höher und noch recht unverbraucht. Die damals ungezügelte Emotionalität des jungen Bonos bricht in den verschiedenen Songs und Szenen immer wieder durch... dagegen wirkt er heute wie ein gereifter und abgeklärter Mann.


Sehr interessant waren die Konzertaufnahmen von jenen Stücken, die sie auch heute noch auf der Bühne spielen. Vorgestern sah ich mir wiedermal die DVD von der letzten Tour 2005 an und es war faszinierend zu sehen, wie sehr sich diese Songs über die Jahre hinweg entwickelt haben. Sie spielen damals wesentlich genauer nach der CD-Vorlage. "Where The Streets Have No Name" hatte noch nicht die heutige Power, "With Or Without You" wurde ziemlich genau nach der CD-Version gespielt, aber am Ende wurde noch eine Strophe drangehängt.


Der Höhepunkt der ganzen DVD ist jedoch eindeutig die Version von "Sunday, Bloody Sunday"-Version. Da kommt die oben erwähnte ungezügelte Emotionalität des jungen Bono voll zum Tragen. Ich habe mir die Arbeit gemacht und seine Worte zum irischen Bürgerkrieg von den deutschen Untertiteln abgeschrieben.

Hier seine einleitenden Worte:
"Hier sind wir, die Iren in Amerika. Schon immer kamen die Iren nach Amerika seit der Hungernot als sie vor dem Hunger flohen. Der britischen Regierung war das stets egal. Bis heute. Heute gibt es mehr irische Emigranten in Amerika als je zuvor. Manche illegal, manche legal. Viele entfliehen nur der hohen Arbeitslosigkeit.Einige fliehen vor den Unruhen in Nordirland. Vor dem Hass und vor der Folter. Und vor dem brutalen Terrorismus, wie wir ihn heute in der Stadt Enniskillen erlebten wo 11 Menschen starben. Viele anderen wurden verletzt. An einem blutigen Sonntag."


In der Mitte des Songs sagt ... nein, schreit er den in Amerika beheimateten radikalen Iren so richtig sein Meinung mitten ins Gesicht:
... und lasst euch eines gesagt sein. Ich habe genug von irischen Amerikanern, die seit 20 oder 30 Jahren nicht mehr daheim waren und mir etwas von Widerstand erzählen. Von der Revolution zu Hause. Vom Ruhm der Revolution. Von der Ehre, dafür zu sterben. Scheißt auf die Revolution! Keiner spricht von der Ehre, für die Revolution zu töten. Wo bleibt der Ruhm, wenn man einen Mann aus dem Bett holt, ihn vor Frau und Kindern ermordet? Was ist daran ruhmreich? Wo bleibt der Ruhm wenn man Bomben bei einer Parade von Kriegsveteranen wirft? Die für diesen Tag ihre Orden herausholten und polierten. Worin liegt da der Ruhm? Sie liegen im Sterben oder sind für ihr Leben lang verkrüppelt oder tot - unter den Trümmern einer Revolution die die Mehrheit des Volkes in meinem Vaterland nicht will.

Noch beeindruckender als die Worte selbst ist die Emotionalität, mit der er sie rausschreit. Hier die Aufnahme des Songs:

Abschiedsfeier

Unser Geschäftsführer hat sich vor einiger Zeit dazu entschlossen, sich in den teilweisen Ruhestand zurückzuziehen. Er war einer der Firmengründer und eine kleine Institution. Entsprechend emotional war auch die Abschiedsfeier. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm ein Buch überreicht, dessen Deckel aus einer Stahlplatte bestand. Es war jene Stahlplatte, die nach der Gründung als Logo am Eingang der ersten Firmenräumlichkeiten angebracht war. In dem Buch waren verschiedene Fotos von diversen Veranstaltungen sowie sämtliche Mitarbeiter aufgeführt die je für die Firma gearbeitet hatten... auf jeder Seite stand der Namen, das Eintritts- bzw. ggf. Austrittsdatum und - falls vorhanden - auch ein Foto. Darunter war ein freier Platz, wo wir die Gelegenheit hatten unseren Chef eine letzte Mitteilung zu hinterlassen.


Ich schrieb folgendes:
Du gehörst für mich noch zu jener Generation, für die der Mitarbeiter trotz allem Geschäftsdenken immer noch ein klein wichtiger war als all die Zahlen und das liebe Geld. Ich habe dich als einen sehr menschlichen Chef empfunden, der trotz (oder wegen?) seiner Ecken und Kanten das Herz am absolut richtigen Fleck hat. Ich bedaure dein Ausscheiden und möchte mich noch im Speziellen für deine Unterstützung bedanken, als du dir damals trotz Stress die Zeit genommen hast beim Notar die notwendige Unterschrift zu leisten damit ich in die Ukraine fahren konnte.

Danke für alles.


... und das war keine Sentimentalität. Er wird mir fehlen...

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