Über den Wolken, PeZwo am Fallschirm

Es war zwar ein blauer, wolkenlosen Himmel, aber ein paar kleine Haufenwolken waren doch da, auf die ich noch vor zwei Stunden herabblicken konnte.

Wie wir dort ankamen, war meine Nervosität weg. Dort gab es so viel zu sehen, dass ich keine Zeit mehr zu Nachdenken hatte... startende Flugzeuge, herunterkommende Fallschirmspringer, Helikopter, die 10 m entfernt ca. 2 m über den Boden flogen, Dieselgestank, laute Propellergeräusche usw.
Flugplatz


Nach einer Stunde Wartezeit ging es los. Auf meine Frage, ob ich gleich zahlen soll, meinten sie: "Nein, nachher". Ok, das ist eine durchaus vertrauensbildende Haltung.

Zuerst legten wir den Overall an.
PeZwo-in-Montur


Dann Helmprobe, Brillenprobe, Einweisungen, wie dies abläuft, was man machen soll usw. Dann bekamen wir die Gurte angelegt und wir gingen zum Flugzeug.
chessna


Der Start war recht spektakulärlos. Wir waren zu sechst in der kleinen und engen Maschine. Der Pilot, ich mit meinem Tandeminstruktor, meine Begleiterin mit ihrem Tandempartner und noch ein "normaler" Fallschirmspringer. Dieser ließ mich am Höhenmesser mitblicken, in welcher Höhe wir uns jeweils befanden. Ab ca. 2000m bemerkte ich deutlich, wie die Luft kälter wurde. Meine Ohren bekamen einen Druck, ich hörte nicht mehr richtig.
Bei 3000m bekam ich die Anweisung, die Fliegerbrille anzulegen, den Helm aufzusetzen und mich auf den Schoß meines Instruktors Christian zu setzen. Dort schnallte er mich an sich, d.h. mein Rücken wurde an seinem Bauch befestigt. Nach ca. 15 min. erreichten wir die geplante Höhe von 3800m und ich bekam die letzten Anweisungen, wie es jetzt weitergeht.

Bis dahin ging es mir noch einigermaßen gut. Dann öffnete der Fallschirmspringer die Türe. Genau das war der Moment, wo mir so richtig bewußt wurde, was ich da gerade tue. Die Kälte, das Motorengeräusch, der Fahrtwind .... und ich blickte aus fast 4000 m Höhe runter auf die Erde, wo ich die Felder nur in Form kleinen färbigen Vierecken sah.

Der Springer bewegte seine Füsse, setzte sich auf die Kante, stieß sich kurz ab und weg war er. Dann rutschten wir am Hinterteil Richtung Türe und schon war ich in der gleichen Position. Ich saß im Türrahmen wie auf der Bettkante, nur waren da 4000 m Luft unter meinen im Freien baumelnden Füssen. Das war der Moment, wo mein Herz wie verrückt zu schlagen begann und ich bemerkte wie mein ganzer Körper zitterte und schwitzte. Ein kurzer Druck und ich begann zu fallen.

Nach dem Zeichen von meinem Lehrer gab ich die Hände von meinem Gurt und machte wie vereinbart ein Hohlkreuz. Jetzt war ich im freien Fall unterwegs. Der Wind pfiff in meinen Ohren, es war ziemlich kalt und unter mir sah ich, wie ich auf ein paar Wolkenfetzen zuflog. Der freie Fall dauerte lt. meinem Instruktor ca. 50 Sekunden. Mir kam er wie mehrere Minuten vor.
Dann zog Christian auf ca. 1500 m Höhe die Leine. Das war ein unguter Moment. Die Gurte, welche zwischen den Beinen im Schritt verlaufen, spannten sich und drücken sehr fest gegen die Leistengegend. Fast schon zu fest. Das tat ziemlich weh. Dies dauerte ein paar Sekunden und wir flogen von da an noch runde 10 Minuten mit dem Schirm dahin.
Ich durfte die Steuerungsleine übernehmen und den Schirm etwas lenken. Unter uns war der Flugplatz, wo wir die große Wiese in der Mitte anpeilten. Dann machten wir Landeübungen und ich sollte die Beine anheben... was mir kaum gelang, weil die Gurte so eng saßen. Aber wir landeten dennoch gut.
fallschirmspringer

Ich bleib gleich mal liegen und merkte erst jetzt, wie erledigt ich war.
Mein Körper schwitzte und ich zitterte. Ich dürfte ziemlich verkrampft gewesen sein, wohl auch wegen den Schmerzen in der Leiste.
Es kam ein Auto, welches uns abholte. Ich ging mit schlotternden Knien hin, schnaufte gut durch und setzte mich nieder. Meine Begleiterin strahlte: "Springen wir gleich nochmals?" Meine mir anerzogene Beherrschung rettete sie.

Nach einer halben Stunde war ich so weit wieder ok und wir fuhren nach Hause. Mir tut jetzt noch die Leistengegend weh und ich fühle mich etwas gerädert, aber ansonsten bin ich wieder guter Dinge.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich so etwas noch mal machen werde. Mal sehen, wie ich meinen ersten Fallschirmsprung mit der Distanz von mehrern Tagen beurteilen werde.


Aber ich bin in jedem Falle stolz, dass ich es zumindest einmal gemacht habe.
Also sprach eria
am Donnerstag, 14. Juni 2007, 22:00 wie folgt:

na dass muss sauber weh getan haben, wenn du so gar ´nichts von wow und endorphine und so schreibst. aber wer weiss, was die heutige nachtverarbeitung (traum) bringt ...

gratuliere dir auf jeden fall!

PeZwo - 14. Jun, 22:03

Nein, Glücksgefühle hatte ich keine.

Ich war ziemlich verkrampft... aber sicherlich auch wegen der Schmerzen. Ich habe in meiner Unerfahrenheit Tage zuvor einen zusätzlichen Fehler gemacht, der sich in der Situation auswirkte.
Also sprach theswiss
am Donnerstag, 14. Juni 2007, 22:09 wie folgt:

ich versteh die Begleiterin, ich wollte nach der Landung gleich den nächsten Schirm packen und wieder runterhüpfen. Gratuliere zu deinem Mut, es mal zu probieren!

PeZwo - 14. Jun, 22:11

ja, danke.

Ich weiß es nicht, ob ich es nochmals machen werde. Ich weiß es wirklich nicht. Aber sollte ich, dann werde ich mich diesmal entsprechend vorbereiten.
theswiss - 14. Jun, 22:17

ich hab mal eine neunstündige Höhlentour gemacht, danach war ich so kaputt, wenn mich da einer gefragt hätte ob wir das nochmal machen, ich hätte .. naja, ich konnte mich ja eh kaum noch bewegen. Aber nach ein paar TagenWochen Monaten überlegt man sich das nochmal
PeZwo - 14. Jun, 22:19

wow.

Also für das wäre ich auch prinzipiell zu haben. Allerdings erst, wenn ich meinen Körper zuvor mehr in Schwung gebracht habe.
theswiss - 14. Jun, 22:20

das empfiehlt sich, ich hatte echt eine Woche lang Muskelkater
Also sprach gulogulo
am Donnerstag, 14. Juni 2007, 22:37 wie folgt:

gut, daß ich zu klein dafür bin.
die höhe is nix für mich.

PeZwo - 14. Jun, 22:39

aber du kannst es zumindest trotzdem ruhig versprechen, es mal zu tun*g*
Also sprach cheridwen
am Freitag, 15. Juni 2007, 00:29 wie folgt:

Du bist ein Held! *g* (Ich hätte gekniffen, ganz sicher!)

PeZwo - 15. Jun, 06:48

mir ging es wie allen Helden.
Zuerst läßt man sich auf etwas ein, was man gar nicht abschätzen konnte und dann ist man typisch Mann zu stolz um zu kneifen...*gg*
cheridwen - 15. Jun, 11:38

Da haben's wir Frauen ja zum Glück leichter, von uns erwartet keiner Heldentum *g*
PeZwo - 15. Jun, 15:29

warte ab, bis die Gleichberechtigung der Frauen irgendwannmal vollständig gegriffen hat...*g*
Also sprach flyhigher
am Freitag, 15. Juni 2007, 08:01 wie folgt:

ich vermisse auch ein bisschen das Hochgefühl bei deiner Beschreibung, schade, dass es sich nicht eingestellt hat.
Die Gurte bei Ziehen der Reissleine stell ich mir auch sehr schmerzhaft vor, das hatte ich beim Paragliding ja Gott sei Dank nie.
Jetzt hast du's hinter dir ;-) hast du heute nacht davon geträumt? Wie gehts dir heute, mit einer Nacht Abstand?

PeZwo - 15. Jun, 09:15

stimmt. Das Hochgefühl hat sich nicht eingestellt.

Tlw. bin ich auch selbst schuld. Zur Erklärung: ich habe nicht nur Allergien, ich leide auch unter einer Schuppenflechte. Die wirkt sich normalerweise auf den Ellbögen und Knien aus. Da habe ich kaum Probleme. Bei mir ist die Flechte an einer recht seltenen und untypischen Stelle... im Schritt in der Leistengegend. Normalerweise ist das kein Problem. Ich habe eine Salbe, trage sie regelmäßig auf und lebe damit schon viele Jahre recht gut.
Mir ist die Salbe letzte Woche ausgegangen und hatte keine Zeit eine neue besorgen. Was ich vorher nicht bedachte und bemerkte war, dass sich inzwischen die Haut schon zum Entzünden begann. Im Alltag noch kein Problem. Aber in dieser Situation war es ein Problem. Genau oberhalb dieser entzündeten Haut war der Gurt. Dies merkte ich erst am Abend so richtig. Deswegen auch die vielen Schmerzen, die verhinderten, dass ich den Flug genoss.

Ok, das war mein Fehler, der mir aus einer gewissen Unerfahrenheit heraus passiert ist. Sollte ich sowas nochmal machen, dann bereite ich mich sicher ganz anders vor...
flyhigher - 15. Jun, 09:25

Aua, du armer du! Schnell, lauf, Salbe besorgen :-)!
PeZwo - 15. Jun, 10:49

Hab ich seit gestern. Aber für den Flug war dies zu spät.
Also sprach green_apple
am Freitag, 15. Juni 2007, 12:55 wie folgt:

Ich habe gestern an dich gedacht, ungefaehr zu der Zeit, zu der du gesprungen bist. Wird deine Begleiterin nochmal springen? *g*

PeZwo - 15. Jun, 13:08

momentan ist konkret nichts geplant. Aber so wie ich sie kenne, wird sie... irgendwannmal...
Also sprach SingleMama
am Freitag, 15. Juni 2007, 23:06 wie folgt:

Meine Hochachtung!!! Ich wäre für so was ja viel zu schissig ;o)

PeZwo - 15. Jun, 23:10

ach, was meinst du wie mir das Zipperl gegangen ist*gg* Nur der männliche Stolz hat mich dies durchstehen lassen...
SingleMama - 15. Jun, 23:14

*lach*
ich wäre erst gar nicht eingestiegen - denn wenn ich einmal drin gewesen wäre, dann hätte mich mein weiblicher Stolz das auch durchstehen lassen ;o)
PeZwo - 15. Jun, 23:20

ich hatte es dummerweise vor längerer Zeit versprochen... und wäre aus dem Versprechen ohne Gesichtsverlust nicht mehr rausgekommen...

aber zugegeben, ich war auch einfach furchtbar neugierig, wie das Gefühl ist, wenn man sich aus 4000 m hinunterstürzt

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