Ladenschlußzeiten

In Österreich gibt es in mehr oder minder regelmäßigen Abständen von ein paar Jahren immer wieder ganz große Diskussionen über die Ladenschlusszeiten, wobei die Fronten klar verteilt sind: der Arbeitgeber (= der Handel) möchte länger oder überhaupt unbeschränkt aufsperren, die Arbeitnehmer ( = die Gewerkschaften ) möchten dies verhindern und jammern jetzt schon über die ihrer Meinung nach kaum akzeptablen Öffnungszeiten.

Während aber bei uns meistens zwischen 18.00 und 19.00, spätestens jedoch um 19h30 (Interspar) Schluss mit dem Einkaufen ist, spielt sich dies hier in Duisburg in ganz anderen Dimensionen ab. Hier sperrt in der zentralen Fußgängerzone vor 20h kaum ein Geschäft zu und das Nonplusultra habe ich bei dem Supermarkt nahe meiner Arbeitsstelle gesehen:

kaufland


Österreich ist im Vergleich dazu immer noch eine Insel der Seligen.
Also sprach schlafmuetze
am Mittwoch, 25. November 2009, 17:58 wie folgt:

Das kannst du wissen :-/
Die Lebensmitteldiscounter- und Märkte (ausschließlich Ketten ) haben durchgängig überall von 7:00 Uhr bis 22:00 Uhr auf. Auch Samstags und hier in unserer sehr ländlichen Gegend. Ich weiß nicht, wer dann noch einkauft, muß sich aber scheinbar lohnen. Die anderen (kleinen) Einzelhändler (Bekleidung, Elektro, Spielwaren usw. ) machen aber nicht mit. Bis 18:30 Uhr und Donnerstags bis 20:00 Uhr .. dann ist meist Schicht. Ich weiß allerdings nicht, wie es in den großen Städten ist.
Ich bin nicht begeistert. Das geht auf Kosten des Personals, denn überall werden nur noch 400 € Kräfte (die natürlich superflexibel sein müssen) eingestellt. Sie zahlen nicht für Rente, Kranken - und Pflegekassen ein. Das ist vorprogrammierte Armut für später.

turntable - 25. Nov, 23:50

es lebe die ausbeutung - wie es ausschaut;-)
grüße
PeZwo - 26. Nov, 08:46

unsere Gesellschaft bewegt sich eben auf Flexibilität hin... mit allen Vor- und Nachteilen.
Also sprach flyhigher
am Donnerstag, 26. November 2009, 07:43 wie folgt:

Ich weiss nicht, was gegen diese Ladenschlusszeiten einzuwenden ist. Ich brauche es nicht, dass ein Geschäft bis 24 Uhr geöffnet hat. Aber dagegen spricht auch nix.
Es wird durchaus Familien geben, bei denen der Partner gerne am Abend arbeiten geht, weil dann der andere Partner für den Nachwuchs da ist, und somit kein Babysitter, weder tagsüber, noch abends, nötig ist. Abgedeckt werden diese Zeiten sowieso mit Teilzeitkräften. Ob ich jetzt von 07:00 bis 11:00 oder von 20:00 bis 24:00 Uhr arbeiten würde, wär mir persönlich egal.

derbaron - 26. Nov, 10:00

Ich fahre öfter über die Grenze nach Deutschland einkaufen (15-20 min entfernt), dort haben die Supermärkte bis 22/23 Uhr offen. Ich finds für mich praktisch, weil es schon mal sein kann, dass ich bis 20 Uhr arbeite und dann ist hier in der CH schon alles zu.

Mir tun auch die Angestellten nicht unbedingt leid, denn die haben genauso eine 40 Stunden Woche wie ich, nur haben sie dann halt zu anderen Zeiten frei als ich. Und es gibt genug andere Jobs, die Spätabends oder in der Nacht ausgeübt werden, wo man die Mitleids-/Ausbeutungs-Überlegungen nicht anstellt - und da gehts gar nicht um Rettung/Polizei/Feuerwehr sondern um Restaurants, Kinos, Konzerte, Theater, Bahn, Flugverkehr usw.
Bambi - 26. Nov, 10:07

Mir tun die Angestellten schon leid. Erstens sind die Arbeitszeiten für Mitarbeiter mit Familien einfach nicht akeptabel, zweitens haben die langen Öffnungszeiten dazu geführt, dass fast nur noch mit Aushilfen gearbeitet wird und sehr viel weniger qualifizierte Vollzeitstellen besetzt werden.
flyhigher - 26. Nov, 10:31

"qualifizierte Vollzeitstellen" sind deshalb nicht mehr vorhanden, weil der Konsument diese Leute nicht mehr benötigt. Er ist selbst zum "Spezialisten" geworden. Und die Aushilfen sind sicher froh, einen Job zu haben.
Edit: Außerdem marschiert der Konsument lieber zu Hof*er und Li*dl, um möglichst billig einzukaufen, womit der "qualifizierte Handel" zuwenig Umsatz hat, um sich "qualifiziertes Personal" leisten zu können.
Was die Familienfreundlichkeit betrifft, bin ich auch nicht deiner Meinung. Wie oben schon erwähnt, geht die Kohle, die mit diesem Job verdient wird, nicht sofort wieder für Babysitter drauf, und die Kinder haben jeweils einen Elternteil zuhause, was ich als sehr praktisch empfinde. Noch dazu ist es ja so, dass man nicht 7 Tage die Woche arbeitet. Nicht die quantitative Zeit zählt, sondern die qualitative.
derbaron - 26. Nov, 11:32

Naja Bambi, aber tun dir dann die tausenden Angestellten in diversen Bars, Restaurants und Kinos nicht leid? Die haben ja auch Familie. Wenn ich für mich die "moralische Konsequenz" ziehe, im Supermarkt nicht nach 18 Uhr einzukaufen, dann müsste ich ja konsequenterweise auch Restaurants und Bars meiden?

Wie gesagt, ich denke, dass es hauptsächlich darum gehen muss, halbwegs eine 40 Stunden-Woche zu garantieren. 60 Stunden-Wochen für Handelsangestellte darf es natürlich nicht geben, aber alles andere ist doch eine Frage der Zeiteinteilung und der persönlichen Lebensplanung.
PeZwo - 26. Nov, 12:27

Ich denke auch... alles eine Frage der Einteilung und der individuelle Bedürfnisse.
Bambi - 26. Nov, 12:56

Naja, wenn ich abends nicht ins Restaurant oder in die Kneipe gehen könnte, dann würde ich das als Einschränkung der Lebensqualität sehen. Wenn medizinisches Personal abends und nachts nicht verfügbar wäre, dann wäre das lebensgefährlich. Aber Einkaufen nach 20 Uhr muss ich nun wirklich nicht gehen. Meine Schwester arbeitet im Einzelhandel und sie hat mir erzählt, welche Gruppe mehrheitlich nach 21:00 Uhr in den Läden ist: Jugendliche, die sich billiger mit Alk eindecken als in der Tanke....
derbaron - 26. Nov, 13:26

Naja, einen guten Wein hab ich auch schon mal nach 21 Uhr beim Edeka besorgt. ;-)
Also sprach PeZwo
am Donnerstag, 26. November 2009, 12:25 wie folgt:

Wow. Da wird rege diskutiert :)

flyhigher - 26. Nov, 12:37

Ist ein Reizthema bei uns zuhaus. Mein HTT meint auch immer, die Handelsangestellten als besonders arm hinstellen zu müssen. Gibt immer hitzige Diskussionen ;-).
PeZwo - 26. Nov, 12:52

Ja, das ist ein generelles Reizthema. Es ist nur erstaunlich, dass es so manche Berufsgruppen gibt, wo die Arbeitszeit noch schlimmer und trotzdem kein Thema ist (ich brauche nur an die Berufstätigen in der Gastronomie oder im Gesundheitswesen zu denken). Aber ausgerechnet bei den Handelsangestellten ist das so schwierig.
flyhigher - 26. Nov, 13:41

Beim Gesundheitswesen glaubt man, dass die eh soviel Geld verdienen, dass die ruhig solche Arbeitszeiten in Kauf nehmen können, bei der Gastronomie verhält es sich so, dass man dort sehrwohl sagt: Naja, die haben halt dafür unter der Woche frei.
Bei Handelsangestellten geht das natürlich nicht, das würde die Familie zerrütten. Hey, bei etwa 50 % Scheidungsrate braucht eine andere Arbeitszeit garnix mehr zerrütten, das schaffen die Beteiligten ganz alleine.
Und mein Lieblingssatz ist sowieso: Hätten's was gscheites gelernt.... eh scho wissn! Ich weiss, das klingt großkotzig. Trotzdem ist es für mich eine Tatsache, dass in Österreich jeder das machen kann, was er möchte. Wenn ich Handelsangestellte bin, und es nervt mich meine Arbeitszeit so derartig, und ich fühle mich ausgenützt, na dann bittschön mach ich eine Ausbildung (evt. sogar via Abendschule) und such mir was anderes. Ok, ist jetzt vllt. ein bissl weit hergeholt und angesichts der Arbeitslosenrate nicht immer möglich - aber was ich wirklich WILL, das geht auch. Vom Jammern wirds nicht besser. Jeder ist seines Glückes Schmied - das betrifft auch Handelsangestellte.
schlafmuetze - 26. Nov, 16:19

Ich weiß jetzt nicht wie es in der Schweiz oder in Österreich ist ..

.. aber hier in der BRD zeigt es sich eben, das eine Vollzeitstelle (für gelernte Einzelhandelskräfte) umgewandelt wird in drei 400 € Jobs für gelernte Einzelhandelskräfte. Sicherlich gibt es die eine oder andere Mutter, die sich freut in den Abendstunden etwas dazu verdienen zu können, aber es gibt halt auch Menschen, die gerne einen 40 Std.-Job möchten, weil sie davon leben müssen. Mit 400 € Jobs sind sie nicht mal krankenversichert. Davon kann niemand leben. Die langen Öffnungszeiten bewirken, das es den Einzelhändlern zu teuer wird, mit Vollzeitkräften von morgens 7:00 bis Abends um 22:00 Uhr geöffnet zu haben. Es geht nicht um die Arbeitszeit, sondern um den Verdienst.
flyhigher - 27. Nov, 07:36

Ja klar, von 400 € kann man nicht leben. Ich finde auch, dass man von den 1000 € für einen 40 h Job im Handel nicht leben kann. (Oder sollen's 1200 sein, ich weiss es nicht so ganz genau...). Das mit der Versicherung verstehe ich natürlich auch.
Mein Wahlspruch ist halt immer: Wenn sich mein Umfeld ändert, muss auch ich mich ändern.
Also sprach theswiss
am Donnerstag, 26. November 2009, 14:45 wie folgt:

Am Ende werden eh Angebot und Nachfrage entscheiden. Vor einigen Jahren wurde in der Schweiz der Abendverkauf am Donnerstag bis 21 Uhr erlaubt. Mittlerweile machen viele Geschäfte schon um 20 Uhr oder früher zu.

PeZwo - 26. Nov, 14:56

Das ist natürlich denkbar, dass der Konsument das Angebot des nächtlichen Kaufrausches gar nicht annimmt. Das wird sich im Laufe der Zeit ganz von selbst herausstellen.
Also sprach kraM
am Donnerstag, 26. November 2009, 18:50 wie folgt:

die leute kaufen auch nicht mehr, nur weil eine stunde länger auf ist. ökonomisch konnte ich das noch nie nachvollziehen. arbeitskräfte werden auch nicht bzw. kaum geschaffen, vor allem in deutschland, vor die discounterquote über 50% beträgt. die ladenschlusszeiten wurden in deutschland in den letzten jahren immer weiter verlängert und gleichzeitig gibt es immer mehr billigmärkte, wo die leute immer weniger geld ausgeben.

ladenschlusszeiten bis max. 21 uhr finde ich eigentlich völlig ausreichend. in großstädten bringt das wohl was, in kleinstädten habe ich aber auch schon oft gesehen, dass die läden nach kürzester zeit wieder früher zu machen. und dann am besten noch sonntags aufmachen. :)

PeZwo - 26. Nov, 19:57

das sehe ich auch so, dass sich die Ladenschlusszeiten irgendwann auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Konsumenten hin einpendeln werden.

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